Abschaffung der Schultombola

Die Jungen Liberalen Berlin setzen sich für eine Abschaffung von zufälliger Schulplatzverteilung beim Übergang von Schülern von der 6. Klasse aus der Grundschule zur Sekundarstufe I ein. Im derzeitigen Verfahren werden lediglich 60% der Plätze aufgrund eines Vorstellungsgesprächs und des Notendurchschnitts in den Kernfächern vergeben. 10% sind für Härtefälle reserviert und weitere 30% sind für eine Schullotterie reserviert, welche Überanmeldungen für die an Kapazität begrenzten Schulplätze an bestimmten Gymnasien ausgleichen soll.

Dieses System entbehrt jeglicher Individualbetrachtung und sinnvollen Individualzuweisung. Wir fordern deshalb 90% aller Plätze nach schuleigenen Kriterien wie beispielsweise eines Vorstellungsgesprächs, der Förderprognose, dem Notendurchschnitt in bestimmten Fächern, den Kompetenzen der Schüler entsprechend dem Schulprofil, und ggf. einem schuleigenen Zulassungstest bei Schwerpunktschulen, wie bspw. einer Sportschule, zu vergeben. Die Härtefallregelung bleibt bestehen.

Die Demokratie in der Basis stärken – Schulen bei Integrationsprozessen unterstützen

Die JuLis Berlin lehnen es ab, den Türkischen Bund Berlin-Brandenburg (TBB) beim Verbot der sogenannten Deutschpflicht auf vereinzelten Schulhöfen in Berlin zu unterstützen. In Folge dessen sprechen wir uns ebenfalls gegen die Sympathie der Linke und Grünen gegenüber diesen Forderungen aus. Wir setzen uns dafür ein, dass Schulen bei der internen Problemlösung nicht durch von außen auferlegte Pflichten oder Verbote beeinträchtigt werden. Diese Problemschulen sollen vielmehr durch diese einfachen demokratische Entscheidungen die Chance erhalten, den Integrationsprozess ihrer Schüler zu fördern.

Individualisierte Bildung als Garant für gesellschaftliche Teilhabe

Das Recht auf qualitativ hochwertige Bildung ist eine grundlegende Forderung liberaler Politik. Chancengerechtigkeit ist aus liberalem Kontext stets eng mit bildungspolitischen Zusammenhängen verknüpft. Teilhabe, Verwirklichung und Leistung setzen eine adäquate schulische Ausbildung voraus. Bildung ist das essentielle Instrument, um jedes Individuum bereits früh mit dem richtigen „Rüstzeug“ für ein erfolgreiches Berufsleben auszustatten. Insofern ist es nur logisch, jeden Schüler und jede Schülerin früh zu fördern, indem man individuelle Kompetenzen eines jeden Einzelnen erkennt, unterstützt und Raum zur Entfaltung gewährt und begleitend einwirkt.

Wir fordern daher:

-Die Einrichtung von spezifischen Profilkursen, in denen Schülerinnen und Schüler früh und zielorientiert ihre Stärken entfalten können, und gegebenenfalls Kompetenzen gewinnen, die auf zukünftige Anforderungen vorbereiten (Konkret: Kurse mit Schwerpunkt Handwerk, Informatik, Finanzen, Sport, Pädagogik usw.).
-Die Profilkurse sollen schulübergreifend in Richtung des Schulabschlusses der SchülerInnen je nach Schulform als Wahlpflichtkurse angeboten werden.
-Stärkung unterrichtsergänzender Praktika in der Schulzeit mit einer frühen Heranführung an das reale Berufsleben und dessen Anforderungen.
-Ergänzung des Unterrichts durch Integration bereits fachgebundener Berufstätiger 

Menschen nicht über einen Kamm scheren – NC abschaffen

Die Jungen Liberalen Berlin setzen sich für eine Abschaffung von Zulassungsbeschränkungen einzig aufgrund einer Abiturdurchschnittsnote ein. Den Universitäten und Hochschulen steht es jedoch frei, die Abiturnote mit Zulassungstests zu kombinieren, um die konkreten Eignungen von Bewerbern für Studiengänge genauer zu prüfen.

Mitbestimmung aller Schüler stärken!

Die Jungen Liberalen Berlin setzen sich dafür ein, dass auch Schülervertretern von Schulen in freier Trägerschaft in schulgesetzlich verankerten Bezirks- und Landesgremien das Stimmrecht eingeräumt wird. Die derzeitige Regelung, dass Vertreter von Schulen in freier Trägerschaft in diesen Gremien nur mit beratender Stimme tätig sein dürfen, ist eine Diskriminierung von Schülern, die keine staatlichen Schulen besuchen. Dieser muss entgegengewirkt werden, um die Schulvielfalt in Berlin auch in den offiziellen Gremien widerzuspiegeln und die Meinung aller Schülerinnen und Schüler zu stärken. Voraussetzung dafür ist eine demokratische Schülervertretung an den Schulen in freier Trägerschaft.

Lernen fürs Leben – endlich eine gute Studien- und Berufsberatung an Schulen schaffen!

Die Berufs- und Studienberatung an Berliner Schulen ist ungenügend oder de facto gar nicht existent. Für die Jungen Liberalen Berlin ist dies ein inakzeptabler Zustand. Für uns steht es außer Frage, dass die Schule ihre Schüler bestmöglich auf ihren weiterführenden Bildungsweg vorbereiten und Ausbildungs-, Studien- und Berufsmöglichkeiten veranschaulichen und aufzeigen muss, damit die Schüler eine fundierte Entscheidung über eine Zukunft in Studium oder Ausbildung treffen können.

Um eine bestmögliche Vorbereitung auf den fortführenden Bildungsweg an Berliner Schulen zu gewährleisten, fordern die Jungen Liberalen Berlin:

  • Das Angebot an Wahlpflichtfächern und Grundkursen in Mittel- und Oberstufe muss deutlich ausgebaut werden. Auf diese Weise sollen Schüler die Möglichkeit erhalten, auch in an Schulen momentan unübliche Fächer wie Wirtschaft, Rechtswissenschaften oder Psychologie Einblicke zu erhalten, sodass sie sich Grundlagen und eine Vorstellung für und über einen entsprechenden Studiengang aneignen können. Hierfür ist den Schulen auch die Möglichkeit zu schaffen, verstärkt externe Lehrkräfte oder Referenten befristet einzustellen, die durch Erfahrungen aus Studium und Beruf den Schülern das gewählte Fach praxisnah näherbringen können. Um die Schulen nicht zu überlasten und trotzdem ein möglichst großes Angebot zu schaffen, sind Kooperationen zwischen mehreren Schulen im Bereich der Wahlpflichtfächer und Grundkurse zu fördern und zu unterstützen.
  • Messen und die Teilnahme an Seminaren, die primär der Interessensfindung und der Suche nach passenden Studiengängen oder Ausbildungen und weniger der Hochschulauswahl dienen, sollen verstärkt angeboten werden. Für die meisten Schüler steht die Wahl des Studiengangs oder einer bestimmten Ausbildung sinnvollerweise über der Wahl der Hochschule, des OSZs oder des Unternehmens. Dementsprechend müssen sich Messen und Seminare ausrichten. Messen, auf denen Schüler nur von Hochschulen und ausbildenden Unternehmen umworben werden, sind an dieser Stelle nicht zielführend.
  • In der Qualifikationsphase für das Abitur sollen alle Schulen mit gymnasialer Oberstufe ein verpflichtendes, mindestens dreiwöchiges Praktikum für ihre Schüler einrichten, dessen Bericht vom Tutor bewertet und das gemeinsam mit dem Schüler evaluiert wird. Auf diese Weise können die Schüler einen realen Einblick in den Beruf erhalten, der möglicherweise am Ende ihres Wunschstudiums oder ihrer Wunschausbildung steht und können ihre Studien- oder Ausbildungswahl entsprechend anpassen.
  • Die Leistungskurse sind vor allem ab dem dritten Semester der Qualifikationsphase für das Abitur verstärkt in die Studien- und Berufsberatung einzubinden. Hier sind Absolventen eines dem Leistungsfach entsprechenden Studiengangs oder Berufs als Referenten einzuladen, die den Schülern über das Studium oder die Ausbildung selbst und vor allem über die Berufsmöglichkeiten, die das Studium bietet, berichten. Die oft verbreiteten Vorstellungen, dass beispielsweise am Ende eines Deutsch- oder Geschichtsstudium nur der Lehrerberuf stehen kann, müssen überwunden werden.
  • Informationen über die verschiedenen Studiengänge, Ausbildungsberufe und die anschließenden Berufsmöglichkeiten müssen strukturiert und übersichtlich auf einer Website den Schülern auch online zur Verfügung stehen, über die sie auch Kontakt zu einer öffentlichen Studien- und Berufsberatung aufnehmen können.

24-Stunden-Bibliotheken für alle!

Die Jungen Liberalen Berlin fordern, dass die Hauptbibliotheken der Freien, Humboldt- und der Technischen Universität zu 24-Stunden-Bibliotheken werden, die ganzwöchig geöffnet sind.

Kein Mindestalter für Facebook, Snapchat & Co.

Die Jungen Liberalen Berlin lehnen die im Zuge einer Neugestaltung der EU Datenschutzrichtlinie überlegte Einführung eines Mindestalter zur Nutzung von sozialen Medien ab. Stattdessen ist eine zunehmende Bewusstsseinsschaffung für den Umgang mit sozialen Medien anzustreben, beispielsweise auch durch Schulbildung.

Schraibän nach Gehöa fabitan! – Rechtschreibung schützen

Die Jungen Liberalen Berlin lehnen die Lehrmethode „Schreiben Nach Gehör“, bei der Grundschüler das Schreiben von Wörtern zuerst ohne Korrektur durch den Lehrer nur über das Hören erlernen, als nachhaltig schädigend für die Entwicklung der Rechtschreibung junger Menschen ab. Wir fordern ein explizites Verbot dieser Methode, wie es bereits in Hamburg existiert.

Gute Bildung kostet, keine noch viel mehr – Unterrichtsausfall effektiv bekämpfen

In Berlin finden jedes Jahr 2 Millionen Unterrichtsstunden nicht regulär statt. Von diesen werden gut 400.000 Stunden nicht erteilt – sie fallen aus. Diese Situation verhindert gute Bildung und verwehrt Berliner Kindern eine faire Bildungschance. Die JuLis Berlin befürworten daher das Volksbegehren “Unterrichtsgarantie”. In diesem Zusammenhang unterstützen wir den Vorschlag kurzfristig eine Unterrichtszuweisung von 110% einzuführen. Damit auch in Zukunft guter Unterricht stattfindet fordern die JuLis Berlin den Schulen mehr Gestaltungspielraum und Entscheidungshoheit bei Organisation, Budget, Profilbildung und Personal zu geben. Um fu?r Schu?ler, Eltern und Lehrer mehr Transparenz zu schaffen, müssen Erfolgskriterien für Bildungsinstitutionen entwickelt werden, die vor allem auf die Lernfortschritte der Kinder und Jugendlichen abstellen. Die Handhabe der Vertretungsreserve soll nach Einführung dieses Modells in die Eigenverantwortung der Schule gestellt werden. Die eigenverantwortliche Schule muss dabei im eigenen Interesse Rahmenbedingungen schaffen, die den Ausfall von Lehrkräften entgegenwirkt. Gleichzeitig ist es notwendig die Lehrerausbildung praxisorientierter zu geschalten, um Lehrer besser auf die Anforderungen im Schuldienst vorzubereiten.