Die Jungen Liberalen Berlin fordern die flächendeckende Einführung eines StudiumGenerale-Modells an allen Hochschulen und Universitäten. Im Sinne der humanistischen Bildung und mit dem Gedanken, dass eine monothematische (Aus-)Bildung allein nicht ausreichend ist, schlagen die JuLis Berlin drei verschiedene Möglichkeiten vor, wie ein Studium Generale in bestehende Strukturen eingebettet werden kann.
1. An einigen Universitäten ist es bisher gängige Praxis innerhalb eines Bachelor- und auch Masterstudienganges eine bestimmte Anzahl von Leistungspunkten (im Bachelor i.d.R. 30 ECTS) zur „freien Wahl“ zur Verfügung zu stellen: im sogenannten Modul „Freie Wahl“ oder „Studium Generale“ beziehungsweise im Bereich „affine Module“. Den Studenten steht es dabei frei, welche Lehrveranstaltungen und auch welches Lehrformat sie in welcher Fakultät belegen möchten. Dahinter steht der liberale Gedanke, dass die Studenten selbst am besten wissen, welches Wissen sie benötigen und welche zusätzlichen Kompetenzen sie abseits ihres eigentlichen Studienfachs noch erwerben müssen. Dabei ist es auch möglich, den Erwerb der Punkte an Bedingungen zu knüpfen. Beispielsweise kann eine bestimmte Anzahl von Leistungspunkten verpflichtend durch Spracherwerb oder Praktika erbracht werden müssen. Die Beschränkung des Studium Generales auf einen bestimmten Fachzweig oder -bereich lehnen die JuLis Berlin ab.
Beispielhaft ist die Universität Witten/Herdecke. Seit 1983 existiert obligatorisch für alle das „Studium fundamentale“. An einem Tag in der Woche finden keine fachbezogenen Lehrveranstaltungen statt. Die Studenten besuchen an diesem Wochentag Lehrveranstaltungen, die ihr Studium ihrer Meinung nach sinnvoll ergänzen. Die Veranstaltungen sind nicht beliebig gewählt, sondern sollen künstlerische, kommunikative und reflexive Kompetenzen fördern.
2. Die Idee der „liberal arts education“ ermöglicht es, neben einer umfassenden allgemeinen Bildung auch ein ausführliches Studium eines selbstgewählten Wissenschaftsbereiches. So ist es dann möglich, während des Bachelorstudiums beispielsweise sowohl Wirtschaftswissenschaften als auch Kunstgeschichte und Humanmedizin zu studieren und anschließend bei entsprechender Anzahl von Leistungspunkten in VWL einen Masterplatz zu erhalten.
3. Um eine grundlegende Allgemeinbildung zu erlangen bietet bspw. das Leibniz-Kollegs ein zehnmonatiges Studium Generale an: Rund fünfzig Studenten beschäftigen sich über zehn Monate lang in Trimestern in den drei Bereichen Rechts-/Sozial-, Geistes- und Naturwissenschaften und in vielen musischen und kreativen Arbeitsgruppen. Es sind vor allem Abiturienten, die diese Chance nutzen, einen Blick über den Tellerrand zu gewinnen und sich Orientierung verschaffen, was sie letztendlich studieren wollen. Sie eignen sich nebenbei eine Routine im wissenschaftlichen Arbeiten an. Nur wer sich sicher ist, dass er das Richtige studiert, kann sich für seinen Studiengang begeistern, sich mit ihm identifizieren und sich die Inhalte des Studiums mit größtmöglichem Erfolg aneignen.
Die JuLis Berlin fordern die Universitäten und Hochschulen daher auf, neue Wege einzuschlagen, sich der drei Modelle zu öffnen und dieses bei der Gestaltung der Studiengänge umzusetzen.