Liberale Ansätze für mehr qualifizierte Jugendliche in Arbeit und Ausbildung

Liberale Politik setzt immer bei Eigenständigkeit und Eigenverantwortung des Einzelnen an, so auch bei der Suche nach Ausbildung und Erwerbsarbeit. Jedoch müssen wir erkennen, dass sich nicht alle Jugendlichen nach dem Schulabschluss unmittelbar auf dem Arbeitsmarkt zurechtfinden und erfolgreich einen Ausbildungsplatz oder eine Arbeitsstelle erhalten. Der Staat kann auch 2020 nicht jedem Jugendlichen einen Ausbildungsplatz in Berlin versprechen. Aber er kann dafür Sorge tragen, dass jeder durch Information und Qualifikation schon zu Schulzeiten möglichst gut auf die Herausforderungen des Arbeitsmarktes vorbereitet wurde. Und das auch im Anschluss Unterstützung bei der Suche nach einer Stelle in Arbeit oder Ausbildung hochwertige Unterstützung in Anspruch genommen werden kann.

angebote zur beruflichen orientierung an der realität des arbeitsmarktes ausrichten!

Die Beratung und Betreuung bei der Vorbereitung auf das „Leben nach der Schule“ muss insbesondere mit (überregionalem) Fokus auf die Aufnahme einer Ausbildung strukturierter und langfristiger als bisher stattfinden. Die Konzeption des Angebots muss von externen Stellen vorgenommen werden. Den wenigsten Lehrern ist zuzutrauen, dass sie qualifiziert Auskunft über den nicht-akademischen Arbeitsmarkt geben können.

beratungsangebote zu selbstständigkeit und entrepreneurship schaffen!

Gleichberechtigt zur Ausbildungsberatung soll auch eine umfassende Gründungsberatung geschaffen werden. Die Jungen Liberalen sehen Unternehmertum und Selbstständigkeit nicht als ausschließliches Privileg für Akademiker und Abiturienten.

erwerb von sozialen kompetenzen ändern

Immer häufiger werden von ausbildenden Betrieben die mangelhaften Soft Skills der Schulabgänger kritisiert. Ohne einem konservativen Zwang zur Disziplin zu verfallen, muss an dieser Stelle über alle Schularten hinweg stärker und gezielter mit den Schülern an festgestellten Defiziten in der Persönlichkeitsentwicklung gearbeitet werden. Die Arbeitsagenturen haben bereits ein vielseitiges Angebot für die Aneignung von Soft Skills, dieses muss an Schulen sichtbarer als bisher beworben werden.

defizite in der sprachentwicklung rechtzeitig beheben!

Wir beobachten mit Besorgnis, dass immer mehr junge Menschen trotz jahrelanger Beschulung erhebliche Sprachdefizite aufweisen. In den jeweiligen Familien wird der Sprachförderung mitunter kein genügend großer Wert beigemessen, mit der Folge, dass die betroffenen Jugendlichen das Schulsystem als strukturelle Analphabeten verlassen. Die Betroffenen haben aufgrund eines deutlich eingeschränkten Wortschatzes und einer sehr rudimentären Grammatik erhebliche Schwierigkeiten mit allen Tätigkeiten, bei denen es um Kommunikation und um das Begreifen von komplexen Aufgabenstellungen geht. So steht beispielsweise das Verständnis technischer Dokumentationen infrage, ebenso ist ein normüblicher betrieblicher Schriftverkehr mit Kunden oder Lieferanten kaum möglich. Eine Schule der Sekundarstufe ist die letztmögliche breitenwirksame Chance, durch intensive Sprachfördermaßnahmen einen erheblichen Entwicklungsrückstau im Spracherwerb abzumildern.

berufliche orientierung durch intensive praktika erleichtern!

Die Jungen Liberalen begrüßen die Möglichkeit freiwilliger Praktika außerhalb der Ferienzeiten aus. Das ermöglicht den Schülern das kontinuierliche Sammeln von Erfahrungen im Arbeitsalltag verschiedener Betriebe oder Branchen sowie den frühzeitigen Aufbau und die Pflege von Kontakten zu möglichen Ausbildungsbetrieben insbesondere des regionalen Mittelstands.

praktikumsbörse einrichten!

Unter anderem mit dem Ziel der besseren Verzahnung von Schulen und ausbildenden Betrieben soll eine bezirksübergreifende Datenbank mit Informationen zu den Möglichkeiten schulbegleitender Praktika, Erfahrungsberichten zu Aufgabenspektrum und Qualität vergangener Praktika angelegt werden. Den Schülern ist hierauf der jederzeitige Zugriff zu ermöglichen.

qualifikationsangebote speziell für junge menschen massschneidern!

Bildung meint für die Jungen Liberalen nicht nur die konventionelle Schul- und Ausbildung Der Fokus liegt spätestens nach der Schulzeit bei der Verbesserung der Arbeitschancen junger Menschen. Ausgehend von individuellem Nachholbedarf muss eine breite Palette an Programmen der Persönlichkeitsbildung zur Verfügung stehen. Dabei ist es nicht erforderlich, dass diese allein von staatlicher Seite angeboten werden, sondern wo immer es möglich ist durch privatwirtschaftliche Träger. Eine leistungsfähigen Betreuungsverwaltung hat einen Überblick über die Angebote anzubieten und kann gegebenenfalls wesentliche Angebotslücken durch eigene Programme schließen.

betreuungsschlüssel der arbeitsagenturen verbessern1

Im Problembereich Jugendarbeitslosigkeit streben wir bis spätestens 2020 einen Betreuungsschlüssel von 1 zu 50 an. Ein verbesserter Betreuungsschlüssel wirkt sich nachweislich positiv auf die Arbeitsvermittlung aus (Vgl http://www.iab.de/183/section.aspx/Publikation/k090720n10) und kann gerade bei jungen Menschen unnötige Frustration und Perspektivlosigkeit bei der Arbeits- und Ausbildungssuche nach der Schule vermeiden. Dabei ist wegen zeitlich und regional schwankender Arbeitslosenzahlen durch möglichst flexiblen Personaleinsatz ein unnötig großer Personalbestand zu vermeiden.

staatliche Förderung ausschließlich für  nachweisbar wirksame Maßnahmen

Alle staatlich geförderten Qualifizierungsmaßnahmen („Übergangssystem“) müssen zum Ziel die Eingliederung in Arbeit oder Ausbildung bzw. die signifikante Verbesserung der Arbeitsmarktchancen haben. Die Träger der Maßnahmen müssen das Erreichen dieser Ziele durch ihre Maßnahme im Vorfeld stichhaltig begründen. Der Erfolg ist regelmäßig unabhängig zu evaluieren. Ziellosen Zeitvertreib in Warteschleifen und rein visuelle Statistikverbesserung auf Kosten der Steuerzahler lehnen wir entschieden ab. Die Kooperation mit Betrieben (z.B. Betriebliche Praxisphasen) kann die nötige Nähe zum Arbeitsmarkt und damit eine signifikant bessere Chance auf Eingliederung sicherstellen. Die Koordination und Kooperation der Maßnahmensteller und der zuständigen Verwaltung stellt ein angemessenes Angebot sicher. Auch Ausbildungsbeihilfen jeder Art sind auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen. Wirkungsschwache Maßnahmen sind einzustellen, Mitnahmeeffekte zu unterbinden.

kostenloses nachholen des realschulabschlusses ermöglichen!

Wir begrüßen den inzwischen durchsetzbaren Rechtsanspruch auf das Nachholen des Hauptschulabschlusses denn ein Schulabschluss ist der Grundstein der Erwerbstätigkeit. Darüber hinaus soll es ebenso möglich sein den ersten Anlauf zum Realschulabschluss jederzeit nachzuholen, ohne dass für den einzelnen Kosten entstehen. Die Qualität jedes Schulabschlusses muss sich prinzipiell an den tatsächlichen Anforderungen orientieren und nicht daran, ob es jeder schafft. Erst recht keine Rolle dürfen ideologische Vorgaben jeder Art spielen.

kooperation von ausbildenden Betreiben fördern!

An der dualen Berufsausbildung halten wir fest, sie hat sich insbesondere in der aktuellen Wirtschaftskrise bewährt. Einen mit Strafzahlungen durchgesetzten Zwang zum Ausbilden lehnen die Jungen Liberalen ab. Wir weisen jedoch nachdringlich auf die Eigenverantwortung der Wirtschaft bei der Ausbildung des in Zukunft benötigten Fachpersonals hin. Durch Zusammenarbeit verschiedener Betriebe bei der Ausbildung lassen sich Synergieeffekte erzielen und Kosten sparen. Die Verwaltung der Bezirke und des Landes soll dabei koordinierend unterstützen.