Freiheit ist keine Verhandlungssache – Standhaft für Menschenrechte

Wir Jungen Liberalen bekennen uns zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt. Diese fundamentalen Werte, auf denen unsere Gesellschaft fußt, gilt es entschieden im Inland und Ausland zu verteidigen. Gerade in Zeiten erstarkender autoritärer und anti-liberaler Tendenzen in Deutschland, Europa und der Welt gilt dies mehr und deutlicher denn je.

Die Verteidigung und das Einstehen von Freiheit für jeden Menschen darf keinen anderweiten Interessen, egal ob wirtschaftlicher oder politischer Natur, untergeordnet werden. Das Bekenntnis zur Freiheit ist nicht verhandelbar. Das muss auch für außenpolitische und außenwirtschaftliche Beziehungen zu anderen Staaten gelten, in denen Menschenrechtsverletzungen gezielt gebilligt und betrieben werden. Dies muss gelten, unabhängig von der wirtschaftlichen Stärke dieser Staaten.

Beispielsweise werden in vielen Staaten ethnische und religiöse Minderheiten gezielt verfolgt, unterdrückt und im Sinne des staatlichen Willens umerzogen. Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind keine innerstaatlichen Angelegenheiten. Sie verlangen den entschiedenen Einsatz jedes Staates im Einzelnen und der internationalen Staatengemeinschaft im Gesamten.

Wir Jungen Liberalen Berlin fordern daher, dass

  1. die Bundesregierung den Umgang autoritärer Staaten mit ethnischen und religiösen Minderheiten aufs Schärfste und deutlich verurteilt, soweit fundamentale Menschenrechte missachtet und verletzt werden.
  2. sich die Bundesrepublik Deutschland international für die Einhaltung unveräußerlicher Menschenrechte nach völkerrechtlichen Grundsätzen einsetzt und dies zu einem Grundpfeiler seiner Außenpolitik macht.
  3. für Menschenrechtsverletzungen verantwortliche Akteure mit Einreisesperren belegt und inländische Konten eingefroren werden.
  4. die Bundesregierung das Engagement Oppositioneller, deren politische Aktivitäten auf eine freiheitlich-demokratisch Grundordnung gerichtet sind und die unter Einsatz ihrer körperlichen Unversehrtheit und ihres Lebens für Menschenrechte in ihren Staaten eintreten, gewürdigt werden und ihnen eine öffentliche und offizielle Bühne in Deutschland gewährt wird.
  5. in- und ausländische Unternehmen, die Kenntnis von Menschenrechtsverletzungen haben, dies zum Zweck ihrer Geschäftsausübung billigend in Kauf nehmen und diesen somit Vorschub leisten, für ihren inländischen Absatz mit Sanktionen belegt werden. Produkte, die unter menschenrechtswidrigen Bedingungen hergestellt werden, haben auf dem Markt einer freiheitlichen Wirtschaftsordnung keinen Platz.

Berliner Bildung ein Update verpassen II

Gleiche Chancen für alle

Chancengleichheit steht im Zentrum unseres liberalen Weltbildes. So muss auch in der Schulzeit eine objektive Bewertung Priorität haben. Wir fordern eine anonymisierte Bewertung der schriftlichen Prüfungen bei Schulabschlüssen. Die Abiturnote eines Schülers kann ausschlaggebend für seine Zukunft sein und sollte daher auch unabhängig vom Schüler bewertet werden. Die Anonymisierung der wichtigsten schriftlichen Leistungsüberprüfungen an Schulen ist damit unverzichtbar für eine gerechte Bewertung des Schülers.

Sprachbarrieren abbauen, Sprachvielfalt fördern

Um Sprachbarrieren von Schülern mit Migrationshintergrund abzubauen, sollen an Grund- und weiterführenden Schulen verstärkt Sprachkurse angeboten werden – sowohl in deutscher als nach Möglichkeit auch in der Muttersprache der Schüler. Für Menschen, die einen Schutzstatus in Deutschland genießen, fordern wir außerdem, multilinguale MSA-Prüfungen an zentralen Prüfstellen anzubieten.

Gleichbehandlung aller Schüler

Die Jungen Liberalen empfinden es als selbstverständlich, dass Schüler unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Religion oder sonstigem bewertet und behandelt werden. Wir empfinden es als unverzichtbar, Konsequenzen auf solches Verhalten folgen zu lassen. Lehrer sollen durch ihre Machtposition gegenüber den Schüler nicht die Möglichkeit haben, Schüler anders zu behandeln, ohne dass der Schüler sich verteidigen kann. Dafür sollte der Vertrauensschüler dienen, der als Ansprechpartner für Schüler dient und in Fällen von Diskriminierung mehr Befugnisse haben sollte. Der Lehrer sollte zum Beispiel mit den Vorwürfen konfrontiert werden können, was auch in Formen ei- ner anonymen Beschwerde geschehen kann. Dazu fordern wir Anonyme Beschwerde Stellen, wo der Schüler sich äußern kann, ohne Angst vor Konsequenzen zu haben. Die Fälle von Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, Religion, sexueller Orientierung etc. müssen unbedingt mehr gesehen und in den Vordergrund gerückt werden. Als Junge Liberale setzen wir uns für klar nachvollziehbare Leistungsbewertungen ein. Wir wollen nicht, dass Schulzeugnisse aussehen wie Arbeitszeugnisse und nur durch verklausulierte Phrasen bestimmt sind. Daher ist für uns eine nummerische Leistungsbewertung unverzichtbar. Diese kann jedoch durch eine schriftliche Bewertung ergänzt werden.

Inklusion von Kindern mit Behinderungen

Für uns Junge Liberale hat eine bestmögliche Förderung von Schülern mit Behinderung Priorität. Dafür sehen wir für Schüler mit geistiger Behinderung in gesonderten Förderschulen ein sinnvolles und zielführendes Konzept. Eine übers Knie gebrochene Integration von Schülern mit geistiger Behinderung in den Regelschulbetrieb ist zwar gut gemeint, überfordert in der Praxis aber die Lehrkräfte und schadet der Förderung von nicht beeinträchtigten Schülern und insbesondere von Schülern mit geistiger Beeinträchtigung selbst. Stattdessen wollen wir Förderschulen aufbauen und durch eine bessere personelle und materielle Ausstattung bestmöglich stärken. Dabei ist es sinnvoll, Regel- und Förderschulen wo möglich in einem Gebäudekomplex zusammenzuführen, um einen Austausch außerhalb der Unterrichtseinheiten zu ermöglichen. Darüber hinaus müssen Maßnahmen zur Barrierefreiheit schnellstmöglich umgesetzt werden, um Schülern mit einer körperlichen Beeinträchtigung einen Schulalltag ohne zusätzliche Hürden und Benachteiligungen garantieren zu können.

Die Berliner Kitas zukunftsfest und attraktiv gestalten

1. Für ein vertrauensvolles Miteinander

In Berlin herrscht nach Jahren rot-rot-grünen Missmanagements eine soziale Notlage. Nicht nur das schlagzeilenbeherrschende Thema Mietenwahnsinn, sondern auch die Versorgungslage mit Kindergartenplätzen gibt Grund zur Sorge. Doch anstatt das Problem zu lösen, greift der Senat zu nichtsnutziger Symbolpolitik und spricht Kitaplatzgarantien für Kinder ab dem ersten Geburtstag aus.

Wir glauben: Einklagen kann man nur, was es gibt – und fordern den Senat auf, seine leeren Versprechen zu beenden. In der gegenwärtigen Lage sollten alle Bestrebungen des Senats darauf hinauslaufen, neue und mehr Kitaplätze zu schaffen und es privaten Trägern ermöglichen, die Situation zu verbessern anstatt in ihnen Konkurrenten zu sehen

Wir fordern den Senat auf, Direktiven an Erzieher wie sie in der Broschüre „Informationen über Zuzahlungen für die der RV Tag (Rahmenvereinbarung über die Finanzierung und Leistungssicherstellung der Tageseinrichtungen) beigetretenen Kita Träger“ vom August 2019 formuliert wurden zurückzuziehen.

Wir glauben, dass eine derartige angeordnete Instrumentalisierung der Erzieher für die eigene politische Agenda die Vertrauensbeziehung zwischen Erziehern und Eltern zerstört., die doch so wichtig für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zum Wohle des Kindes ist.

Unserem Verständnis nach gebührt jedem Kind die bestmögliche Betreuung und Förderung seiner individuellen Stärken. Wie diese Betreuung auszusehen hat, kann nur im konkreten Einzelfall erörtert werden und sollte nicht von den Ab- sichten des Senates zur politischen Profilierung vorherbestimmt werden.

Darüber hinaus glauben wir, dass die Kinderbetreuung in einer freien Gesellschaft auf einer Dreiecksbeziehung zwischen Institutioneller Grundlage, den einzelnen Erziehern und den Erziehungsberechtigten aufbaut. Der Versuch des Senats, dieses Gleichgewicht zuungunsten der Eltern zu verschieben und selbst einen größeren Einfluss auf die Erziehung der Kinder zu erlangen, stellt in unseren Augen eine bedenkliche Herrschaftsanmaßung dar, die es zu kritisieren gilt.

2. Finanzierung und Beiträge

Kinderbetreuung nimmt im Leben eines jeden Einzelnen aber auch im Rahmen der gesamtgesellschaftlichen Reproduktion eine zentrale Position ein. Eine große Herausforderung für die Betreiber von Kindergärten wie für Erzieher stellt die finanzielle Ausstattung im sozialen Sektor dar. Dabei wächst das Problem nicht auf dem Boden einer mangelnden Solidarität. Der Schwierigkeit, diese Spannung aufzulösen, entledigt man sich aber ganz sicher nicht, indem man es den Staat machen lässt und so die „Reproduktionskosten“ durch eine ineffiziente, und teure Bürokratie weiter in die Höhe treibt. Ziel staatlichen Handelns muss es unbedingt sein, eine steuerliche Verteuerung des Betriebs von Kindertagesstätten zu entgegenzuwirken ­– andernfalls leiden insbesondere Geringverdiener.

Wir fordern daher im Sinne des Erfolgsmodells der sozialen Marktwirtschaft ein Nebeneinander privaten und staatlichen Handelns.

Die Preisbildung privater Kindertagesstätten erfolgt am freien Markt.

Wir fordern weiterhin die Diskriminierung in der Förderpraxis zu beenden. Entsprechende Fördermaßnahmen müssen Träger-unabhängig gewährt werden und haben subjektbasiert zu erfolgen.

Des Weiteren streben wir eine Abschaffung des in § 23, Abs. 1 KitaFöG geforderten Eigenanteils bei freien Trägern an.

Strafzahlungen der Jugendämter sollten den betroffenen Familien zugutekommen und nicht zur Finanzierung der Gerichte herangezogen werden.

3. Weil Qualitätsentwicklung auch Entbürokratisierung bedeutet

Bürokratische Hürden beim Bau von Kindertagesstätten müssen abgebaut werden. Bei allen Problemen stehen bereits heute finanzielle Ressourcen zur Schaffung neuer Kapazitäten zur Verfügung. Bei der Ausschreibung der entsprechenden Projekte werden die Betriebe jedoch mit einer Überfrachtung problematischer Anforderungen konfrontiert. Zur Beschleunigung des Baus neuer Kindertagesstätten müssen diese Anforderungen daher dringend verringert werden. Der Aufbau neuer Kapazitäten hat höchste Priorität. Darüber hinaus bedarf es eines Ausbaus der Kapazitäten in den Bauaufsichtsämtern bei gleichzeitiger Sensibilisierung des Personals.

Die Arbeit von Erziehern ist anspruchsvoll und kraftraubend – sie lässt wenig Zeit, um die stetig steigende Menge bürokratischer Herausforderungen noch während der Arbeitszeit zu bewältigen. Dieser Trend muss schnellstens gestoppt werden!

Barrierefreier IT- Zugang in Berlin

Wir Junge Liberale wollen den Zugang für Menschen mit Behinderung zu Informationen und Dienstleistungen der öffentlichen Stellen in Berlin endlich voranbringen. Deshalb fordern wir den Berliner Senat auf, die längst überfällige Umsetzung der europäischen Richtlinie über den barrierefreien Zugang zu Websites und mobilen Anwendungen öffentlicher Stellen vorzunehmen. Der Zugang zu audiovisuellen Mediendiensten unter Berücksichtigung der Grundsätze des barrierefreien Zugangs ist für uns genauso selbstverständlich wie die Dienstleistungs- und Informationsbereitstellung selbst. Die Digitalisierung hat bereits neue Möglichkeiten geschaffen, die Teilhabe am Informationsverkehr im gesellschaftlichen und beruflichen Alltag, aber auch für Touristinnen und Touristen einfach umzusetzen. Insofern stellen die Anforderungen der Richtlinie auch keine unverhältnismäßige Belastung iSd Richtlinie für die Betreiber der audiovisuellen Mediendienste dar. Ausdrücklich fordern wir für die Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen: die Gründung einer Kompetenzstelle “IT-Barrierefreiheit” in Kooperation mit Bildungseinrichtungen aus der Region Berlin-Brandenburg eine Beratungsstelle für ehrenamtlich organisierte Institutionen.

Absteigen war gestern! Trittbretter für Berlin

Die Jungen Liberalen Berlin fordern den Aufbau von Ampeltrittbrettern an geeigneten Standorten in Berlin.

Ampeltrittbretter sind Gestelle und Geländer im Bereich von Ampelanlagen und ermöglichen es RadfahrerInnen, die Rotphase auf dem Fahrradsattel zu verbringen und damit eine bequeme Warteposition sowie ein zügiges Anfahren.

Der Aufbau von Ampeltrittbrettern kann einige Vorteile nach sich ziehen. Zum einen wird die Attraktivität des Radfahrens durch bequemes Verbringen von Rotphasen und zügiges Anfahren gesteigert. Durch das zügige Anfahren entzerren sich beim Wechsel in die Grünphase Rad- und Fußverkehr und RadfahrerInnen kommen schneller auf eine sichere Geschwindigkeit. Sofern möglich, sollen an beiden Seiten eines Radweges Ampeltrittbretter aufgebaut werden, um die Kapazität der Ampeltrittbretter zu erhöhen und um eine bessere physische Abgrenzung zum Kraftverkehr zu bilden. Durch diese sicherheitssteigernde Maßnahme wird die Attraktivität des Radfahrens weiter erhöht.

Kostenheranziehung bei Heim- und Pflegekindern abschaffen

Die Jungen Liberalen fordern die Abschaffung der in § 94 Abs. 6 S. 1 SGB VIII geregelten Kostenheranziehung bei Heimkindern von derzeit drei Viertel des Einkommens.

Freiheit verwirkt nicht – Streichung des Art. 18 GG

Die Grundrechte stellen für uns das Fundament der freiheitlich-demokratischen Werte- und Gesellschaftsordnung dar. Freiheitsrechte, wie die Meinungs- und Versammlungsfreiheit bilden die tragenden Säulen, ohne die ein durch die Bürgerinnen und Bürger legitimierter, demokratischer Staat nicht denkbar ist. Freiheit ist nichts, was der Staat seinen Bürgern in guten Zeiten schenken und in schlechten Zeiten wieder wegnehmen kann. Freiheit ist ein Grundprinzip, das der Staat zu achten, zu gewährleisten und zu schützen hat. Grundrechte sind unveräußerlich – und das gilt es zu verteidigen.

Die Stabilität unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung verteidigen wir nicht, indem wir einen Riss in die tragenden Säulen oder das Fundament dieser Ordnung reißen. In den 70 Jahren des Bestehens unseres Grundgesetzes wurde von der Möglichkeit des Entzugs von Grundrechten nicht einmal Gebrauch gemacht. Dies soll auch für die Zukunft garantiert bleiben. Der Entzug von Grundrechten, wie der Meinungs- und Versammlungsfreiheit oder auch der Eigentumsgarantie, fördert das extremistische Narrativ, ungehörte Stimme einer schweigenden Mehrheit zu sein.

Mit Blick auf die Meinungsfreiheit und digitaler Kommunikationsplattformen ist es zweifelhaft, wie ein Entzug verhältnismäßig durchgesetzt werden soll. Eine umfassende Antragsprüfung würde das Bundesverfassungsgericht bei größeren Verfahrenszahlen völlig lähmen. Eine Vereinfachung des Entzugsverfahrens wiederum würde die Bedeutung der Grundrechte fundamental in Frage stellen. Jede Ausnahme vom Grundsatz der politischen Waffengleichheit stellt ein potenzielles Einfallstor für möglichen Missbrauch dar. Unsere wehrhafte Demokratie, von den Mitteln des Strafrechts bis zum Parteiverbotsverfahren, hat sich bereits als standhaft genug erwiesen, um jeder Bedrohung für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung effektiv entgegenzutreten. Jede darüber hinausgehende Maßnahme bietet mehr offene Flanken für einen Angriff auf unsere Grundordnung, als es zur Verteidigung dieser beiträgt.

Die in den vergangenen Jahren zu beobachtende Verrohung des politischen Umgangs und der Sprache besorgt uns sehr. Das Verschieben roter Linien in die Extreme und der Enthemmung des politisch Sagbaren befördert eine steigende Bereitschaft zu körperlicher Gewalt gegenüber Personen anderer politischer Überzeugungen. Das gefährdet die Stabilität des politischen Diskurses und muss mit den Mitteln des Rechtsstaates und der wehrhaften Demokratie beantwortet werden.

Der Entzug von Grundrechten, wie er als Mittel des Kampf gegen Extremismus angestoßen wird und als “vergessenes Instrument” im Grundgesetz verankert ist, gehört nach unserer Überzeugung aber nicht dazu. Wir lehnen den Gedanken ab, dass Freiheitsrechte verwirkbar sind und fordern daher die ersatzlose Streichung von Artikel 18 des Grundgesetzes.

Verkehrsdaten freigeben!

Die Jungen Liberalen Berlin fordern, dass alle Verkehrsdaten der Verkehrslenkung Berlin sowie aller weiteren Anbieter von Mobilitätsdienstleistungen veröffentlicht werden, sodass jeder einfach darauf zugreifen kann.

Damit dir nicht die Luft ausgeht

Im Sinne der Verkehrswende muss der Fahrradverkehr attraktiver gestaltet werden. Zur Unterstützung der Berliner Fahrradfahrer sollten die Bezirksämter daher im Rahmen eines Pilotprojekts Luftpumpen an häufig frequentierten Orten installieren. Im Falle, dass das Projekt von den Bürgern positiv aufgenommen wird, sollten die Pumpen zukünftig insbesondere in der direkten Umgebung von Fahrrad-Schnellwegen etabliert werden.

Ein Parlament der Profis, aber kein Volkskongress

Die repräsentative Demokratie ermöglicht gleichberechtigte politische Teilhabe und Willensbildung. Sie stellt, ergänzt durch direktdemokratische Elemente, die beste Möglichkeit dar, Entscheidungen für die gesamte Gesellschaft zu treffen. Eine Demokratie kann nie fertig sein, sondern muss sich ebenso wie die Gesellschaft, durch welche sie geprägt wird, weiterentwickeln. Eine repräsentative Demokratie muss dabei einen Ausgleich zwischen einer möglichst großen Repräsentation der Interessen der gesamten Bevölkerung auf der einen und der effizienten Arbeitsfähigkeit der Institutionen auf der anderen Seite abwägen. Die Repräsentanten sind Vertreter des Volkes.

Wir erkennen dabei an, dass es sinnvoll sein kann, dass diese Repräsentanten, neben ihrer Tätigkeit als Abgeordnete, einer weiteren Beschäftigung nachgehen. Als eine mögliche Form der Mandatsausübung kann ein Abgeordneter so eine breite gesellschaftliche Verankerung erreichen. Die Arbeit im Parlament sollte aber stets die Haupttätigkeit eines Volksvertreters darstellen.

Aus diesem Grund begrüßen wir die kürzlich beschlossene Reform des Berliner Abgeordnetengesetzes, mit dem aus dem bisherigen “Halbtagsparlament” ein “erweitertes Halbtagsparlament” wurde ausdrücklich. Für eine Stadt, mit mehr Einwohnern als der unteren Hälfte der Bundesländer, hielten wir jedoch ein echtes Vollzeitparlament für angemessen, wie es bereits in beinahe allen deutschen Bundesländern üblich ist.

Gleichzeitig stellt die Arbeitsfähigkeit des Parlamentes für uns ein überragendes Prinzip der parlamentarischen Demokratie dar. Mehr Abgeordnete bedeuten nicht automatisch mehr Demokratie. Vielmehr bedarf es eines schlanken Parlamentes, dass sich mit den drängenden Gesellschaftsfragen beschäftigt, statt sich im Klein-Klein eines Stadtstaates zu verlieren.

Wir halten aus diesem Grund die derzeitige Größe von 160 Mitgliedern des Berliner Abgeordnetenhauses für ein Vollzeitparlament für zu hoch. Gerade im Vergleich mit anderen Bundesländern ähnlicher Größe erweist sich diese als überproportional hoch. Durch das Berliner Wahlrecht, dass mehr Direktmandate, als Listenmandate vorsieht, wird einer noch stärkeren Aufblähung des Landesparlamentes über die gesetzliche Zahl von 130 Abgeordneten Vorschub geleistet.

Die nun beschlossene Erhöhung der Diäten und Aufwertung des Abgeordnetenmandates kann für uns daher nur der erste Schritt in einer umfassenden Parlamentsreform sein. Wir fordern daher:

Das Abgeordnetenhaus muss zu einem echten Vollzeitparlament mit entsprechenden Mitteln für Mitarbeiter und Fraktionen ausgebaut werden.

Die Zahl der Mandate muss deutlich sinken. Statt bislang 78 Direktmandate in ganz Berlin soll künftig maximal die Hälfte aller Grundmandate über Wahlkreise bestimmt werden. Aktuell findet die Zuteilung der Wahlkreise allein aufgrund der Bevölkerungszahlen statt. Künftig soll sich die Wahlkreiseinteilung stärker an den gewachsenen Strukturen im Bezirk richten. Die Wahlkreise sollen in der Anzahl der Einwohner vergleichbar sein.

Das Berliner Abgeordnetenhaus ist ein Parlament für die gesamte Stadt. Über die Bezirksverordnetenversammlungen finden trotz gesamtberliner Verwaltung kommunalpolitische Fragestellungen Berücksichtigung. Die Wahlkreisabgeordneten haben darüber hinaus die Aufgabe, kiezspezifischeInteressen ins Parlament hineinzutragen. Es ist nicht ersichtlich, dass darüber hinaus eine noch stärkere Fokussierung auf die Berliner Bezirke in einem Berliner Gesamtparlament der harmonischen Weiterentwicklung der gesamten Stadt dienlich ist. Das Berliner Abgeordnetenhaus soll keine Kommunalpolitik betreiben, sondern die Aufgaben eines größeren Bundeslandes wahrnehmen. Alle über Listen gewählten Abgeordneten sollen künftig über Landeslisten gewählt werden. Die Möglichkeit zur Aufstellung von Bezirkslisten zur Wahl des Abgeordnetenhauses muss gestrichen werden.

Die Kompetenzverteilung zwischen Land und Bezirken muss einer umfassenden Evaluation unterzogen werden. Das Abgeordnetenhaus soll sich künftig auf die gesamtstädtischen Fragen fokussieren, während die Kompetenzen der Bezirke in lokalen Fragen ausgebaut werden müssen.