Die vom Familienministerium und Kultusministerkonferenz 2021 beschlossene Neuausrichtung der Bundesjungendspiele im Primarbereich sieht eine Abkehr vom bisherigen „Wettkampf“-Gedanken hin zum „Wettbewerb“ vor. Insgesamt soll durch eine Reihe an Anpassungen der Leistungsanspruch zurückgefahren und der „Spaß an der Bewegung“ in den Vordergrund gestellt werden (als schließe sich das aus). Die Änderungen können sowohl in ihrer Intention als auch ihrer technischen Umsetzung nicht überzeugen, weshalb sich die Jungen Liberalen Berlin gegen ebenjene Neuausrichtung aussprechen. Dem Narrativ, durch die Bundesjugendspiele helfe man Kindern eine ungesunde Leistungskultur über, schließen wir uns nicht an. Zum einen haben die Kinder einen intrinsischen Antrieb, sich untereinander zu messen: Beim Fangen auf dem Pausenhof geht es selbstverständlich darum, wer der Schnellste ist. Zweitens leben wir in einer Leistungsgesellschaft und deshalb ist es grundsätzlich richtig, dass Kinder lernen, dass man sich im Leben anstrengen muss, um voranzukommen. Wer glaubt, man helfe den Kindern, indem man sie nicht mehr mit persönlichen Niederlagen konfrontiert, erweist der charakterlichen Entwicklung dieser Kinder am Ende einen Bärendienst. Dem Trend, Leistung immer geringer zu schätzen und Kinder möglichst davor bewahren zu wollen, stellen wir uns entgegen. Viele Änderungen in der Durchführung haben eine Verringerung der Vergleichbarkeit zum Gegenstand mit der Begründung, dies mindere den Wettkampf-Charakter ab. Die Verwendung von „Zonen“ beim Weitsprung und Weitwurf statt exakter Werte ist nur eines von vielen Beispielen. Was zu Recht an der Benotung kritisiert wird, sie sei oft schlecht vergleichbar, führt man hier bewusst ein und verkauft es dann noch als Feature. Anhand der ungenaueren Werte werden dann weiterhin die bekannten Ehren-, Sieger- und Teilnehmerurkunden verliehen, allerdings anhand fester Schlüssel. Inwiefern eine schlechtere Vergleichbarkeit die Motivation zum Sporttreiben erhöhen soll, bleibt nicht nachvollziehbar. Dennoch gibt es auch berechtigte Kritik an den Bundesjungendspielen, zuvorderst die Auswahl der Sportarten. Hier könnte man mehr Freiräume schaffen, indem man die Wahlmöglichkeiten ausweitet. Neben den bisherigen Disziplinen Turnen, Leichtathletik und Schwimmen wäre bspw. auch Fitness oder Kraftsport denkbar. Grundsätzlich sollte weiterhin „Grundlagensport“ im Fokus stehen (bspw. fürs Fußballspielen ist auch Ausdauerlauf und Sprint wichtig). Die Forderung nach mehr Teamsport ist grundsätzlich nachvollziehbar und könnte durch die Durchführung von schulinternen Turnieren als Begleitveranstaltung adressiert werden.