DualUpdate – Liberale Vorschläge für eine moderne berufliche Bildung

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt seit langem als vorbildlich. Doch das System ist lange nicht mehr so erfolgreich, wie es klingt. Eine zunehmende Akademisierung drängt die duale Berufsausbildung in ein Schattendasein. Dabei müssen sich Ausbildungsberufe dem Wandel unserer Zeit anpassen. Wir brauchen in Berlin und Deutschland ein Update der beruflichen Bildung.

Denn eine Ausbildung ist kein Abschluss zweiter Klasse, sondern als Basis für das Rückrad unseres Mittelstandes ebenso viel wert wie ein Studium und ein gleichwertiger Lebensweg wie eine akademische Laufbahn. Denn die duale Ausbildung verringert die Jungendarbeitslosigkeit in Deutschland und ermöglicht es jungen Menschen, qualifizierte Fachkräfte mit hervorragenden beruflichen Perspektiven zu werden. Das Ausbildungssystem verbindet dabei Bildung und Arbeitsmarkt und sorgt für die nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft.

Dennoch sinkt die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge, ebenso wie die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen steigt. Wir Junge Liberale wollen deshalb Hürden für junge Menschen vor und während der Ausbildung beseitigen, um die Ausbildung wieder attraktiv zu machen.

Ein besserer Start in die Ausbildung!

In der Regel fällt zum Ende der Schulzeit eine Entscheidung zur künftigen Berufswahl. Deshalb ist es wichtig, dass Schülerinnen und Schüler bis dahin verschiedene Optionen kennenlernen und einen breiten Überblick über die Angebote der Berufswelt bekommen. Außerdem müssen Schülerinnen und Schüler, die keine Ausbildungsreife haben, durch bedarfsgerechte Angebote unterstützt werden. Deshalb fordern wir:

  • Einstiegsangebote für nicht ausbildungsreife Schülerinnen und Schüler, wie Praxisklassen und assistierte Ausbildung, sowie das Berliner Ausbildungsmodell (BAM) zu stärken und auszubauen.
  • Um die Ausbildungsbeteiligung insbesondere von Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu erhöhen, sollen, sofern nicht vorhanden, lokale Netzwerke aus Arbeitsagenturen, Geschäftsführern, Integrationslotsen, Ausbildungsberatern, Industrie- und Handelskammer, Vereinen sowie Bezirken initiiert werden.
  • Alle Schulen müssen verpflichtend ab Klasse 9 Berufsorientierungsangebote durchführen, neben einem verpflichtenden Kernbereich, muss die Wahl der Angebote ansonsten aber den Schulen frei sein. Alle Maßnahmen zur Berufsorientierung müssen in einen übersichtlichen und verständlichen Plan für die Schulen gebündelt werden. Zudem müssen die Angebote zur Berufsorientierung wissenschaftlich evaluiert und redundante Angebote zusammengefasst werden.
  • Die Einführung von Verbleibstatistiken durch eine engere Verzahnung von Jugendberufsagenturen und Schulen. Dabei soll der anonymisierte Datenaustausch auch zurück an die Schulen gehen. Auf Basis dieser Statistiken soll das Land Berlin geeignete Fördermaßnahmen zur Verfügung stellen.
  • Das Projekt „Ausbildungsbotschafter“ auch in Berlin zu starten und in den Pflichtteil der Berufsorientierung in Berlin aufzunehmen. Zudem muss eine Ausbildung bei der Berufsorientierung an Gymnasien ebenso ein Thema sein wie an ISS. Ebenso soll das „Berliner Netzwerk für Ausbildung“ in das Landeskonzept „Berufs- und Studienorientierung Berlin“ aufgenommen werden.

Moderne Ausbildungsstrukturen für eine erfolgreiche Zukunft

Auch wenn das deutsche Modell der dualen Berufsausbildung seit langer Zeit eine Voraussetzung für den Erfolg der deutschen Wirtschaft ist, muss es in Zeiten der Digitalisierung sowie wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Veränderungen aktualisiert werden. In Zeiten, in denen mehr junge Menschen studieren, als sich für eine Ausbildung entscheiden, brauchen wir moderne und flexible Ausbildungsstrukturen.

Wir wollen Jugendliche und Betriebe bei der Berufsausbildung unterstützen und streben eine bundesweite und mittelfristig europäische Modularisierung der Ausbildung in allen Ausbildungsberufen an. Dabei werden die Ausbildungsinhalte in standardisierte, arbeitsmarktbezogene Kompetenzeinheiten zusammengefasst und die Ausbildung in diese dadurch entstehenden Ausbildungsbausteine gegliedert. Die absolvierten Module sollen auch für weitere Ausbildungen erhalten bleiben und bei weiteren Qualifikationen anerkannt werden. So können leistungsschwache und leistungsstarke Auszubildende gleichermaßen gestärkt werden, indem sie die Möglichkeit erhalten, die Ausbildung individuell zu gestalten und weitere Qualifikationen zu erlernen oder ihr eigenes Lerntempo zu verfolgen.

Vor diesem Hintergrund müssen ebenfalls mehr Ausnahmen im Hinblick auf die gesetzliche Mindestausbildungsdauer geschaffen werden. So soll eine Verkürzung der Mindestausbildungsdauer künftig leichter möglich sein, wenn sich Ausbildungsbetrieb und Auszubildende gemeinsam darauf einigen und ein Mindeststandard in der Ausbildung gewahrt bleibt.

Gleichzeitig muss auch die betriebliche Seite der Ausbildung moderner werden. In Zeiten des Fachkräftemangels ist es nicht haltbar, wenn ein Drittel aller Azubis keinen betrieblichen Ausbildungsplan erhalten oder immer mehr Auszubildende ausbildungsfremde Tätigkeiten ausüben. Wir wollen eine unabhängige Einrichtung schaffen, die als externe und interne Schlichtungsstelle bei Konflikten in der Ausbildung auftreten soll. Außerdem muss die Ausbildereignungsverordnung (AEVO) hier modernisiert werden: Dem Ausbildungspersonal muss eine regelmäßige Weiterbildung ermöglicht werden. Um die persönliche Eignung der Ausbilder zu stärken, sollen methodisch-didaktische und jugendpädagogische Kompetenzen in der AEVO ergänzt werden.

Neue, bisher nicht anerkannte Ausbildungsberufe und Ausbildungsgänge müssen zukünftig schneller zugelassen werden. Wir wollen die Anerkennungsverfahren beschleunigen, indem wir die öffentlichen Fachstellen mit mehr Personal ausstatten und außerdem die Erprobung von Ausbildungsberufen vereinfachen, um schneller zu einer Anerkennung zu gelangen. Berufe, für die es bisher zwar einen Abschluss gibt, aber keine Ausbildung, sollen dabei ebenso berücksichtigt werden.

Mehr Durchlässigkeit an OSZ!

Ein wichtiger Schritt, um die Attraktivität der dualen Berufsausbildung zu erhöhen, ist, die Durchlässigkeit der Berufsschulen bzw. Oberstufenzentren zu erhöhen. Berufsschulen und OSZ müssen umfassende Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten anbieten und dabei dem Prinzip eines Berufskollegs folgen. Sie müssen die Möglichkeit bieten, Schulabschlüsse auf allen Qualifikationsebenen zu erwerben bzw. nachzuholen und die fachgebundene oder allgemeine Hochschulreife mit besonderem Qualifikationsprofil zu erlangen. Dafür sollen künftig alle OSZ das Berufsabitur anbieten. Ziel muss sein, Schülerinnen und Schülern, die das allgemeinbildende Schulwesen ohne Abschluss verlassen haben, durch intensive Betreuung und Praxisbezug zu neuem Erfolg und Selbstvertrauen zu verhelfen.

Ebenso sollen Berufsschulen künftig als europäische Schulen ausgerichtet sein. Durch die Integration von europäischen Aspekten soll auch der europäische Austausch in der Berufsausbildung durch Erasmus+ erleichtert werden. In diesem Bereich sollen, wie auch an Universitäten, Ausbildungsberater bei der Organisation unterstützend zu Hilfe kommen. Zudem müssen die öffentlichen Förderprogramme ausgebaut und mehr Vollfinanzierungsmodelle geschaffen werden.

Wir wollen einen Spurwechsel sowohl ins Studium als auch in die Ausbildung ermöglichen. Viel zu häufig wird ein Wechsel zwischen Hochschule und Ausbildung eindimensional betrachtet. Notwendig ist jedoch eine wechselseitige Anerkennung von Qualifikationen in Studium und Ausbildung. Dadurch schaffen wir bessere Perspektiven für Studienabbrecher oder Auszubildende, die auf ihren erlernten Fähigkeiten aufbauen können und so ihre Ausbildung oder ihr Studium verkürzen können.

Ebenso fordern wir, dass Menschen, die seit längerer Zeit in einem Betrieb ohne Berufsausbildung gearbeitet haben, einen Ausbildungsabschluss in einem verkürzten, teilweise berufsbegleitenden Modell erlangen können.

Lebensverhältnisse von Auszubildenden verbessern

Neben den fachlichen, schulischen und betrieblichen Verbesserungen der Ausbildung müssen auch die Lebensbedingungen der Auszubildenden verbessert werden. Hierzu gehören vor allem eine Verbesserung der Mobilität, der Wohnsituation und damit der Eigenverantwortung, wie auch der Repräsentation. Aus diesen Gründen fordern wir:

  • Um die Themen von Auszubildenden stärker zu vertreten, muss die Jugend- und Ausbildungsvertretung gestärkt werden.
  • In Berlin müssen Ausbildungswohnheime (sog. Wohncampus) gebaut werden. Ausbildungswohnheime sollen Auszubildenden und Studierenden gleichermaßen zur Verfügung stehen. Bestehende Studentenwohnheime sollen auch für Auszubildende geöffnet werden. Eine Bauoffensive schafft bezahlbaren Wohnraum für alle junge Erwachsenen in Ausbildung, Ausbildungswohnheime schaffen ein gemeinsames Miteinander.
  • Das Studierendenwerk muss zu einem Studierenden- und Auszubildendenwerk reformiert werden, das etwa die Verwaltung der Wohnheime übernimmt oder die Beantragung von Leistungen nach dem BAföG unterstützt.
  • Ein Azubi-Ticket für den ÖPNV vergleichbar mit dem Semesterticket, das den Preis für Nahverkehr erheblich senkt. Genauso müssen öffentliche Einrichtungen, wenn Vergünstigungen für Schüler oder Studenten angeboten werden, auch stets eine Vergünstigung für Azubis anbieten. Die Auszubildenenvertretung muss dazu gestärkt werden, um mit den Verkehrsunternehmen auf Augenhöhe verhandeln und beispielweise auch Kooperationen mit privaten Unternehmen (Nextbike, Coop etc.) eingehen und abschließen zu können.
  • Die finanzielle Grundlage von Auszubildenden besser zu sichern. Dafür wollen wir das Schüler-BAföG und die Berufsausbildungsbeihilfe mit dem generellen BAföG harmonisieren und so an die steigenden Lebenshaltungskosten anpassen. Mittelfristig soll das BAföG einheitlich und elternunabhängig berechnet werden. Die Bearbeitungszeit für das Bafög, BAB etc. soll soweit optimiert werden, dass die Zu- oder Absage bis spätestens 6 Monate nach Beginn der Ausbildung/ des Studiums erfolgt.
  • Die Mittel für Stipendienprogramme müssen erhöht werden. Die Angebote müssen dabei nicht nur für Studium und Promotion, sondern auch für Ausbildungen geöffnet werden. Das Begabtenförderungswerk berufliche Bildung soll daher besser ausgestattet und die Förderungsstrukturen für private Stiftungen, Unternehmen und auch Betriebe attraktiver gemacht werden. Mittelfristig wollen wir die Begabtenförderung für Studenten und Auszubildende verbinden.
  • Im Gesundheitswesen ist auf eine einheitliche Zahlung der Ausbildungsvergütung zu achten und das Entrichten von Schulgeld (durch den Schüler) abzuschaffen.

Betriebe und Auszubildende stärker unterstützen

Während sich in den vergangenen Jahren die Zahl der Ausbildungsplätze in Berlin stetig erhöht hat, sinkt die Zahl der Bewerber für Ausbildungsplätze immer weiter. Genauso steigt aber die Zahl der nicht besetzten Ausbildungsplätze seit Jahren immer weiter an. In Berlin bleiben mittlerweile über 1200 Plätze frei.

Dies hat bei vielen Betrieben dazu geführt, selbst mehr Verantwortung bei der Qualifikation von Jugendlichen zu übernehmen. Diese Anstrengungen müssen, gerade in Anbetracht der Kosten einer Ausbildung für Betriebe, stärker unterstützt werden. Deshalb wollen wir Betriebe, die innbetriebliche Hilfs- und Unterstützungsangebote anbieten, durch Förderprogramme unterstützen. Angebote, wie die betriebliche Einstiegsqualifizierung, müssen stärker durch die Bundesagentur für Arbeit an kleine und mittlere Unternehmen herangetragen werden, sodass auch sie davon profitieren können. Künftig soll beim Berliner Ausbildungsmodell auch eine vollständige Kostenübernahme des ersten Ausbildungsjahrs möglich sein, um die Ausbildungschancen aller Jugendlichen zu erhöhen. Zudem fordern wir, dass alle Unterstützungsangebote mit einer solchen Zielrichtung evaluiert und fehlgehende Programme beendet werden.

Gute Ausbildungsbedingungen sicherstellen

Wir setzen uns für faire Ausbildungsbedingungen in der Ausbildung ein. Dafür braucht es attraktive Arbeitsbedingungen, flexible und familienfreundliche Arbeitszeiten, Ausbildungsverbünde mit mehreren Unternehmen und eine angemessene Vergütung. Diese Ausbildungsbedingungen sollten nicht nur von privaten Unternehmen, sondern auch vom Staat als Ausbilder garantiert werden. So muss etwa die Teilzeit-Ausbildung für Alleinerziehende erleichtert werden und Teil der assistierten Ausbildung werden. Ein weiteres Augenmerk soll auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gelegt werden, indem Regelungen zur Möglichkeit der Teilzeitausbildung in den Ausbildungsgesetzen der Berufe implementiert werden. Eine Teilzeitausbildung soll, auch aufgrund der verlängerten Ausbildungszeit, dabei nur in Absprache mit dem Ausbildungsbetrieb möglich sein.

Unbezahlte Überstunden oder ausbildungsfremde Tätigkeiten sind kein Teil der Ausbildung und fördern nicht die Attraktivität. Wir fordern Regelungen für Unternehmen und Sozialpartner, die allgemeine Qualitäts- und Mindeststandards festlegen. Die Kammern müssen bei Fehlverhalten konsequenter agieren und sanktionieren. Außerdem fordern wir eine Ankündigungspflicht bei Nichtübernahme nach der Ausbildung, mindestens drei Monate vor dem Ende der Ausbildung, sofern durch die Übernahme keine unbillige Härte entstehen.

Vollzeitschulische Berufsausbildung vs. Duale Ausbildung

Wir Junge Liberale stehen für Vielfalt. Je nach Vorqualifikation und Situation sowie Berufswunsch kann duale aber auch vollzeitschulische Ausbildung sinnvoll sein. Oftmals ergibt sich jedoch ein Missverhältnis. Einige vollzeitschulische Ausbildungsgänge bilden am Markt vorbei aus und bieten im Anschluss nur eine schlechte Berufsperspektive. Vollzeitschulische Ausbildungsgänge dürfen nicht am Arbeitsmarkt vorbei ausbilden. Aus diesen Gründen fordern wir eine Überprüfung von derzeit vollzeitschulischen Ausbildungsformen und gegebenenfalls die Überführung in das duale Ausbildungssystem.

Eine bessere Berufsschule für Auszubildende

Kaum eine Schule hat derart diverse Klassen wie ein Oberstufenzentrum. Kaum eine Schule muss so direkt auf den Arbeitsmarkt vorbereiten.

Um Schülerinnen und Schüler besser zu betreuen, bedarf es individueller Förderung. Alle Oberstufenzentrum brauchen daher eine dauerhafte Ausstattung mit Planstellen von Sozialpädagogen und Schulpsychologen, die Lehrer und Schüler unterstützen.

Gleichzeitig müssen die Berliner Oberstufenzentren besser ausgestattet werden. Einem Sanierungsbedarf von über 350 Mio. Euro steht lediglich eine Finanzierung von Baumaßnahmen in Höhe von 275 Mio. Euro gegenüber. Eine solche Vernachlässigung der beruflichen Schulen muss endlich beendet werden. Deshalb fordern wir Junge Liberale Berlin, dass die notwenige finanzielle Ausstattung vom Senat bereitgestellt wird. Gerade in Anbetracht der zweithöchsten Ausgaben für beruflicher Bildung pro Kopf aller Bundesländer zeigt sich, dass die vorhandenen Mittel besser eingesetzt werden müssen. Durch eine Reduzierung der vollzeitschulischen Ausbildungsgänge schaffen wir Spielraum für die Verbesserung der Strukturen in Berlin.

Um die Ausstattung der Berufsschulen auf einem aktuellen Stand zu halten, wäre ein regelmäßiger Austausch notwendig. Vielfach werden diese Anforderungen jedoch um Jahre überschritten. Auch hier brauchen wir mehr finanzielles Engagement für die Oberstufenzentren. Wir setzen uns für freiwillige Ausbildungspakte zwischen Politik, Unternehmen, Verbänden und Gewerkschaften ein, bei denen sich die Teilnehmer finanziell an der Erneuerung von technischen Geräten beteiligen.

In den kommenden Jahren werden Tausende Berufsschullehrer in ganz Deutschland in Pension gehen. Eine Unterversorgung von Lehrkräften und schlechtere Betreuungsschlüssel sind absehbar. Wir fordern  spezielle Stipendien für Studenten, die sich verpflichten, im Anschluss eine gewisse Zeit als Berufsschullehrer in Berlin zu arbeiten. Ebenso muss zu einer Erhöhung der Bezahlung und zu besseren Aufstiegschancen bei Berufsschullehrern kommen. Gerade Lehrer für Fachpraxis sollten bei steigenden Leitungsaufgaben eine bessere Bezahlung erhalten.

Trotz der erheblichen Investitionszwänge sprechen wir uns gegen (nachgelagerte) Ausbildungsgebühren aus und fordern Gebührenfreiheit für alle Ausbildungsgänge. Gerade in Anbetracht des Fachkräftemangels und der sinkenden Zahl von Auszubildenden sind Ausbildungsgebühren nicht angebracht.

Auf dem Weg zur digitalen Lehrstelle

Unsere Welt befindet sich im digitalen Wandel. Das Arbeitsumfeld der kommenden Generation stellt Anforderungen, die nur unzureichend in der Berufsschule abgebildet werden. Ein Überblick in Berlin zeigt, dass 93 Prozent der Oberstufenzentren nicht über Breitbandinternet verfügen und über 79 Prozent kein WLAN haben. Nach Angaben der IHK können teilweise keine Prüfungen abgelegt werden, weil Verbindungen abbrechen oder schon nicht gestartet werden können.

Um die Berufsschulen Berlins in das digitale Zeitalter zu befördern, braucht es zunächst du grundlegende Infrastruktur. Größte Priorität hat der durchgehende Ausbau von Breitband und flächendeckendes WLAN an den Oberstufenzentren. Ebenso fordern wir eine Integration von Oberstufenzentren an das Eduroam-Netzwerk. Daneben müssen Klassenräume standardmäßig so ausgestattet werden, dass ein digitaler Unterricht möglich ist. Die Oberstufenzentren müssen dabei selbst festlegen, ob sie Tablets, Laptops oder eine „Bring-Your-Own-Device“-Strategie nutzen. Außerdem müssen nach Vorbild des „Digital.Learning.Lab“ vom Senat eine Online-Toolbox für Lehrkräfte entwickelt werden, die von Lehrkräften für digitale Lernmethoden genutzt werden kann.

Um die Vermittlung von Digitalkompetenzen zu ermöglichen, müssen Berufsschullehrer selbst Kompetenzen in diesem Bereich erlangen. Wir fordern den verpflichtenden Besuch von Fortbildungsveranstaltungen zu Digitalthemen von allen Lehrkräften. Digitale Pädagogik muss zudem Teil der Berufsschullehrerausbildung an Universitäten werden.

Soweit sinnvoll, sollen ausbildungsspezifische digitale Kompetenzen in Ausbildungsordnungen aufgenommen und neue Ausbildungsberufe geschaffen werden, die den Anforderungen eines digitalen Arbeitsmarktes entsprechen.

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