Berliner Bildung ein Update verpassen I

Sozialer Aufstieg, persönliche Selbstentfaltung, Entwicklung des eigenen Potenzials – der Schlüssel, um all dies zu erreichen, ist Bildung. Bildung ist ein Motor unserer Gesellschaft für Aufstiegschancen und ist gleichzeitig die Grundlage für unsere freiheitliche, demokratische und aufgeklärte Gesellschaft. Eine Gesellschaft, die es jedem Menschen unabhängig von seiner Herkunft ermöglicht, sich frei zu entfalten. Jeder muss befähigt werden, sein eigenes Potenzial zu entfalten und durch Leistung und Anstrengung seine Chancen zu nutzen. Die Grundlage für liberale Sozialpolitik ist die Schaffung von Chancengerechtigkeit durch eine gute und für alle Menschen zugängliche Bildung. Schulen schaffen Chancengerechtigkeit, wenn Kinder und Jugendliche unabhängig von ihrem Umfeld in ihren individuellen Fähigkeiten gefördert werden und einen Abschluss erreichen, der ihnen die Tür zu einem sicheren und selbstbestimmten Anschluss an die Gesellschaft öffnet. Die Vielfältigkeit der sozialen und kulturellen Herkunft von Kindern, wie auch die Vielfalt an Talenten, Fähigkeiten und Begabungen, müssen durch eine ebenso individuelle Schule aufgegriffen werden. Schulen, Schülern und Eltern muss daher eine größtmögliche Freiheit belassen werden, um jedem Kind eine exzellente Bildung zukommen zu lassen.

Lehrkräfte gewinnen

Quereinsteiger als Lehrer

Wir müssen als eines der primären Ziele den Fachkräftemangel in Deutschland angehen.Daher sind die Jungen Liberalen überzeugt davon, dass auch Quereinsteiger so ausgebildet werden können, sodass sie pädagogisch wertvollen Unterricht geben können. Dazu wollen wir vermehrt Weiter- und Fortbildungen schaffen, in denen fachliche Studierte die Möglichkeit haben, sich pädagogische und soziale Umgangsformen mit Schülern anzueignen. Dies liefert eine kurzfristige Lösung auf den bestehenden Fachkräftemangel und dazu fordern wir Wochenendkurse, in denen die Grundlagen der Pädagogik und Didaktik übermittelt werden, sodass der Quereinstieg erleichtert wird. Die Weiterbildung soll aber unserer Meinung nicht mit dem Einstieg in den Lehrerberuf enden, sondern während der Arbeitszeit als Lehrer fortgesetzt werden. Dazu sollen ebenso zu absolvierende Wochenendkurse dienen, die die Quereinsteiger in den ersten 2 Jahren begleiten sollen, um entsprechende Grundqualifikationen zu sichern.

Bessere Bezahlung

Zu weltbester Bildung gehören natürlich auch weltbeste Lehrkräfte. Mit dem hohen Stellenwert der Lehrer auf dem Weg zu einem idealen Bildungssystem und dem jetzt bestehenden Fachkräftemangel, sind die Jungen Liberalen für einen Lehrerberuf, der attraktiver gemacht wird. Wir wollen grundsätzlich eine bundesweite Abschaffung der Verbeamtung in Deutschland nach Schweizer Vorbild, empfinden jedoch Berlin als chancenlos, den Fachkräftemangel unter den jetzigen Bedingungen zu begleichen. Die Verbeamtung von Lehrern lehnen wir ab. Das Land Berlin sollte sich darüber hinaus für eine bundesweite Abschaffung der Verbeamtung von Lehrkräften einsetzen. Zu einer angemessenen Bezahlung in den Bundesländern gehört auch eine gerechte Bezahlung unter allen Lehrern. Daher fordern die Jungen Liberalen eine gleichwertige und leistungsbezogene und an der Qualifikation orientieren Bezahlung für alle Lehrkräfte, unabhängig davon, ob diese an Grundschulen, Gymnasien oder Sekundarschulen arbeiten oder welches Unterrichtsfach sie unterrichten. Gehalt sollte sich nicht nach Standort oder Schulart richten, sondern von Qualifikationen und Leistungsbereitschaft abhängen. Daher sprechen wir uns auch dafür aus, pädagogische und technische Fortbildungen für Lehrer attraktiver zu gestalten, indem das Gehalt entsprechenden zusätzlichen Qualifikationen angepasst wird und auch somit der Lehrprozess für Lehrende nicht endet.

Lehrerausbildung verbessern

Auch in der Ausbildung der angehenden Lehrkräfte muss sich einiges tun: Nicht nur das Lehramtsstudium muss digitaler werden, sondern auch die Inhalte des Studiums. Neben den Bereichen der Fachkompetenz und Sozialkompetenz soll auch die Digitalkompetenz ein elementarer Bestandteil des Lehramtsstudiums werden. Den Studierenden soll vermittelt werden, wie sie moderne Technologien in den Unterricht einbinden.

Die für die Forschung ausgelegte universitäre Lehre sichert einen fachlichen Tiefgang angehender Lehrkräfte, zu selten jedoch werden berufsrelevante Themenfeldern angesprochen. Deswegen fordern wir, dass pädagogische und didaktische Kenntnisse einen größeren Raum im Lehramtsstudium einnehmen. Der Praxisbezug muss einen größeren Anteil im Studium erhalten.

Flexibilität erhöhen

Unsere Schulen müssen sich zu einem Ort entwickeln, an dem die Schülerinnen und Schüler zeigen können, was in ihnen steckt. Wir setzen dabei insbesondere auf bessere „offene Ganztagsschulen“ mit eigener Zeit zum (gemeinsamen) Lernen, besserer individueller Förderung und Raum für Sport, Musik, Informatik oder Wirtschaft. Dazu müssen wir den Ausbau von Ganztagsschulen beschleunigen. Wir sprechen uns für den Verbleib der Aufteilung zwischen Gymnasien und Sekundarschulen aus. Gleichzeitig sollen die Schulen in Zukunft entscheiden können, ob sie Abiturjahrgänge in G7, G8 oder G9 anbieten.

Freiheiten des Schülers fördern

Die Jungen Liberalen fordern eine Erhöhung der Flexibilität in der Fächeraus– und Zuwahl für die Schüler. Durch eine vielfältigere Fächerauswahl, durch die die Stärken des individuellen Schülers früh gefördert werden können, werden die Orientierungslosigkeit vieler Schüler nach dem Abschluss minimiert und die Interessen der Schüler vertieft. Dazu fordern die Jungen Liberalen ab der Sekundarstufe 1 eine jährlich steigende Wahlmöglichkeit von Schwerpunkten, wodurch die Möglichkeit besteht, dafür Stunden anderer spezifischer Fächer zu verringern, die nicht den Interessen und Fähigkeiten des Schülers entsprechen, dabei wünschen wir uns die Orientierung an der AnkerWahldifferenzierung. Natürlich müssen bestimmte Fächer weitgehend verpflichtend absolviert werden, um den Abschluss zu bestehen, wozu vor allem die Hauptfächer Mathe, Deutsch und eine Fremdsprache gehören. Dadurch können die Bedürfnisse und Stärken des Schülers in Zeiten körperlicher Entwicklung und dem Durchlaufen der Pubertät auf jedes Individuum präziser zugeschnitten werden. Durch die Erhöhung der Fächerauswahl im fortschreitenden Alter können die Schüler sich bereits in der Schule in verschiedenen Fachrichtungen orientieren und somit wird der nach dem Abschluss erfolgende Einstieg in Ausbildung und Studium durch bereits erlangte Erkenntnisse über Fachrichtungen diverser Berufe erleichtert. Die Jungen Liberalen empfinden einen so breitgefächerten und aus weitgehend verpflichtenden Fächern bestehenden Stundenplan im so hohen Alter des Schülers als Hindernis, um eigene Interessen und Leidenschaften zu fördern, die den Ehrgeiz und die Zielstrebigkeit des Schülers anregen. Daher befürworten wir eine frühere, vielfältigere Fächerauswahl für die Schüler zwischen den Fachbereichen.

Digitalisierung und Kooperationsverbot

Die Jungen Liberalen fordern zudem eine deutliche Erhöhung der Investitionen in Bildung und Digitalisierung. Wir begrüßen es, dass die Fraktionen im Bundestag mehrheitlich für den Digitalpakt Schule gestimmt haben, durch den vom Bund Milliardensummen für Digitaltechnik in Schulen gezahlt werden können. Die Jungen Liberalen befürworten eine sofortige Abschaffung des Kooperationsverbotes, welches den Bund daran hindert, in Bildung zu investieren und einer bundesweiten Übereinstimmung der Standards des Schulsystems. Weltbeste Bildung ist keine landesweite, sondern eine bundesweite Aufgabe, die wir als Gesellschaft meistern müssen, wozu wir die Unterstützung des Bundes benötigen. Wir fordern den verpflichtenden Besuch von Fortbildungsveranstaltungen von sämtlichen Lehrkräften, differenziert nach Wissensstand der Lehrkraft. Digitale Pädagogik muss als Teil der Lehrerausbildung an Universitäten vermittelt werden und die Nutzung von Arbeitsmethoden, wie dem Halten von Präsentationen, zum festen Bestandteil des Studiums werden. Nach Vorbild des Hamburger „Digital.Learning.Lab“ soll vom Senat eine online Toolbox für Lehrkräfte entwickelt werden, auf der digitale Lernmethoden veranschaulicht und Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt wird. Die Schulen müssen technisch auf aktuellstem Level ausgestattet werden. Die Gebäude müssen durchgehend an das Breitband angeschlossen und durch entsprechende technische Systeme, wie flächendeckendes und stabiles WiFi, ausgestattet sein. Klassenräume müssen standardmäßig so ausgestattet sein, dass ein digitaler Unterricht möglich ist. Hierzu gehört die Ausstattung mit Projektoren, Smart-Boards und Steckdosen an den Arbeitsplätzen. Die Jungen Liberalen fordern zudem auch eine Digitalisierung im Bereich der Schulverwaltung, vor allem, um bürokratische Prozesse zu beschleunigen. Dazu gehört auch eine entsprechend zu verbessernde Kommunikation zwischen Schülern und Lehrkräften nach dem Vorbild der Universitäten. Die Jungen Liberalen sind für die Nutzung von Portalen, wie „Moodle“ an der HU Berlin oder „Agnes“, durch die der Austausch von Informationen den Standards des 21. Jahrhunderts angepasst wird. Somit können Lehrer organisatorische Infos und Medien aller Art hochladen. Zum Beispiel Lehrmittel, wie Power Point Präsentationen oder Arbeitsblätter, können zur Verfügung gestellt werden und Schüler können mit entsprechenden Zugangsinformationen auf alle Dateien und Infos, bezüglich ihres Kurses oder Faches, zugreifen. Wir empfinden solche Portale als notwendig, um einen guten Austausch zwischen Schülern und Lehrern zu fördern. Wir empfinden eine Digitalisierung der Schulen als unverzichtbar, um das Ziel weltbester Bildung zu erreichen. Digitalisierung bedeutet jedoch nicht alleinig die Ausstattung mit Digitaltechnik, sondern auch die Vermittlung von der an Bedeutung gewinnenden Digital- und Medienkompetenz. Um dies zu erreichen, bedarf es keinem eigenen Fach, sondern diese Methodenkompetenzen müssen wie selbstverständlich im Curriculum sämtlicher Fächer integriert werden. Schülerinnen und Schüler müssen mit einem persönlichen elektronischen Gerät ausgestattet werden. Dabei soll den Schulen überlassen werden, welchen Standard sie für sich festlegen – z.B. ob Tablet oder Laptop – und ob sie eine „Bring-your-own-device“-Regelung einführen möchten. Schülern mit finanziellem Förderungsbedarf müssen die Geräte von der Schule zur Verfügung gestellt werden. Lehrkräfte sollen von den Schulen einen Arbeits-Laptop gestellt bekommen.

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