Jugendamt statt Jugendstrafe für bettelnde und stehlende Kinder

Bettelnde und stehlende Kinder und Jugendliche, oft aus Rumänien oder anderen osteuropäischen Ländern stammend und ohne deutsche Staatsbürgerschaft, gehören leider zum Stadtbild Berlins. Bei dieser Problematik sind Polizei und Gerichten häufig die Hände gebunden, da die aufgegriffenen Jugendlichen noch minderjährig, viele noch nicht einmal strafmündig sind.

Hierbei ist aber auch nicht die Strafgerichtsbarkeit gefragt. Häufig haben solche Kinder und Jugendlichen keine andere Wahl, werden von ihren Familien zum Betteln und Stehlen gezwungen, wachsen in kriminellen Strukturen auf und sind nicht selten der psychischen und physischen Verwahrlosung preisgegeben.

Statt sich an unsinnigen und populistischen Rufen nach einer Verschärfung des Jugendstrafrechts zu beteiligen, fordern die Jungen Liberalen Berlin, die Jugendämter zu befähigen, Minderjährige, die zum Betteln und Stehlen auf die Straße geschickt werden, vor Ort in ihre Obhut zu nehmen. Dazu sind die Jugendämter mit entsprechendem zusätzlichem Personal zur (psychologischen) Betreuung und mit finanziellen Mitteln zur Unterbringung ausreichend auszustatten.

Fußballfans sind keine Verbrecher – Eigenverantwortlichkeit stärken & Sicherheit erhöhen

Der technische Fortschritt macht nicht Halt am Stadiontor. Als Stadionbesucher tauscht man Trikot und Schal gegen seine Bürgerrechte. Ein Zustand, welcher nicht weiter einfach so hingenommen werden kann. Zum Schutz der Bürger- und Fanrechte lehnen wir Maßnahmen, welche die Fankultur und die Privatsphäre der Besucher übermäßig beschränken ab. Darunter fallen eine flächendeckende, personenbezogene Videoüberwachung im Stadion und auf dem Weg dorthin und zurück, grundsätzliche Alkoholverbote, Stehplatzverbote, Materialverbote (Choreographien, Fahnen, Megafone, Trommeln etc.), den Einsatz von Nacktkontrollen, pauschale Meldeauflagen und Stadtverbote sowie der Einsatz von V-Männern in Fußballszenen. Zu dem lehnen wir das undifferenzierte Verbot von Spruchbändern als Einschränkung der Meinungsfreiheit ab. Wir appellieren an die Vereine und Sicherheitsbehörden auf eine Reduzierung des Gästekontingentes bei „Sicherheitsspielen“ zu verzichten und der Gastmannschaft die nach DFL-Regularien zustehenden 10% der Zuschauertickets zu überlassen.

Um Sicherheit zu gewährleisten, setzen wir auf Dialog zwischen Fans, Vereinen, Behörden auf Augenhöhe. Wir sehen im Dialog den Schlüssel Vorurteile und Probleme abzubauen und gemeinsam friedliche Lösungen für den Fußball zu finden. Im Zuge dessen müssen die Gespräche über die Möglichkeit das Nutzen von Pyrotechnik wiederaufgenommen werden. Wir sprechen uns für ein erneutes Pilotprojekt nach dem sogenannten „Chemnitzer Weges/Modelles“ aus. Dies beinhaltet das friedliche abbrennen von Pyrotechnik, in einem abgegrenzten und zuvor angemeldeten Bereich, durch geschultes Personal. Explizit ausgenommen sind hiervon nicht-löschbare Pyrotechnik und Knallkörper, die unter das Sprengstoffgesetz fällt.

Gleichzeitig appellieren wir an die Fußballfans friedlich und den demokratischen Grundsätzen entsprechend ihr Fan sein auszuleben. Neben dem Dialog setzen wir auf einen Selbstreinigungsprozess innerhalb der Fankurven, sowie auf verstärkte Präventionsarbeit. Dies beinhaltet u.a. die Stärkung und umfassende Finanzierung der Fanprojekte. Hierbei ist es von entscheidender Bedeutung, dass falls nicht geschehen, die vollständige Förderung durch DFL/DFB durch einen entsprechenden Eigenbetrag durch Kommune und Land sichergestellt wird.

Für straffällig gewordene Stadionbesucher und Fans sind Stadionverbote legitime Mittel der Gewaltprävention. Allerdings wird die Maßnahme viel zu häufig auf Verdacht ausgesprochen. Zur Lösung soll die Stadionverbotsanhörungskomission (SVAK) von einem empfehlenden Gremium zu einem unabhängigen Schiedsgericht bei jedem Fußballverein der ersten vier Ligen in Deutschland weiterentwickelt werden. Die SVAK soll zukünftig, nach der Möglichkeit der Anhörung eines Betroffenen, bindende Entscheidungen treffen. Sie setzt sich ausfolgenden Personen zusammen:

• Sicherheitsbeauftragten des Vereins

• Stadionverbotsbeauftragten des Vereins/Geschäftsführer des Vereins

• Fanbeauftragen des Vereins

• Vertreter des örtlichen Fanprojektes

• Vertreter aus dem Bereich der Jugendhilfe

Während des Spieltages soll für die Betreuung der Gästefans auch der Gastverein mit in die Verantwortung genommen werden. Das bedeutet beispielsweise den Einsatz von eigenen Ordnern und die Teilnahme an Sicherheitsbesprechungen von Vereinsvertreten. Das Hausrecht bleibt bei der Heimmannschaft.

Die Gewalttäterdatei Sport ist ersatzlos abzuschaffen. Sie dient als Mittel gegen Fußballfans und nimmt auch Personen auf, welche zur falschen Zeit am falschen Ort waren, sowie Personen deren Verfahren eingestellt und für unschuldig erklärt wurden. Des Weiteren werden die Betroffenen über einen Eintrag in die Datenbank nicht informiert. Zudem ist ihre Rechtsmäßigkeit umstritten.

Des Weiteren lehnen wir das Führen von örtlichen, (sogenannten) SKB-Datenbanken kategorisch ab. Diese gehen je nach Bundesland im Sammeln der Daten über den Umfang der Datei „Gewalttäter Sport“ hinaus. Die Rechtmäßigkeit der Datenbanken ist stark umstritten. Zuletzt hat der Datenschutzbeauftragte der Stadt Hamburg eine solche örtliche Datenbank mit über 2000 Datensätzen verboten.

Eine Reduzierung der eingesetzten Polizeibeamten bei Fußballspielen nach dem Vorbild von NRW halten wir für zielführend, um die Sicherheit zu erhöhen und die Polizei gleichzeitig zu entlasten. Deeskalierende und kommunikative Polizeistrategien, insbesondere auch bei Auswärtsfahrten, sind die Grundlage für einen friedlichen. Korrespondierend dazu, ist in der Polizeiausbildung zusätzlich die Vermittlung von grundlegenden Fakten über Fangruppen und ihre typischen Verhaltensweisen aufzunehmen. Eine Reduzierung der Polizeibeamten bei Fußballspielen darf nicht zu einer Ausweitung von juristischen Auseinandersetzungen mit Fuballbezug z.B. Meldeauflagen, Stadtverbote führen. Wir halten die in Rechnungstellung von Polizeieinsätzen bei Risikospielen wie es in Bremen praktiziert wird für äußerst kritikwürdig. Die Garantie der öffentlichen Sicherheit ist eine staatliche Pflichtaufgabe und sollte nicht an Private ausgelagert werden. Die Vereine beteiligen sich derzeit durch die Finanzierung und den Einsatz von Ordnern und dem Zahlen von Steuern an der Gewährleistung und Finanzierung der öffentlichen Sicherheit.

Der Wilde Westen gehört nicht zu Europa.

Die Jungen Liberalen Berlin lehnen eine Liberalisierung des in Deutschland geltenden Waffenrechts ab und setzen sich vehement für die Beibehaltung der jetzigen Regeln ein. Langfristiges Ziel muss es sein, die Anzahl der Schusswaffen in Deutschland, die nicht einem hoheitlichen und sicherheitsrelevanten Ziel dienen oder für Sport und Jagd eingesetzt werden, zu senken.

BER Untersuchungsausschuss Runde Zwei

Die Jungen Liberalen Berlin setzen sich dafür ein, dass nach den Abgeordnetenhauswahlen 2016 ein weiterer Untersuchungsausschuss zu den Vorgängen des Flughafens Berlin-Brandenburg gebildet wird. Dieser soll auf den Ergebnissen des ersten Ausschusses aufbauen, um alle Unklarheiten und Fehler rund um den BER umfassend aufklären zu können.

Start It Up – Liberale Hauptstadtwirtschaft

Präambel

Berlin ist dabei, eine internationale Metropole zu werden. Junge Menschen, kulturelle Vielfalt, geringe Lebenshaltungskosten und eine lebendige Kulturszene sind Elemente die die Stadt zu einem besonderen Ort machen. Dieser Wandel bringt jedoch auch mannigfaltige Herausforderungen für Berlin und seine Wirtschaft mit sich. Die Probleme der Stadt müssen in der Zukunft nicht nur gelöst werden, sondern als neue Chance begriffen werden, um Berlin zu einer besseren und moderneren Stadt zu machen.

Gleichzeitig müssen auch die Probleme gelöst werden, mit denen Berlin heute zu kämpfen hat. Eine hohe Arbeitslosigkeit, knapper Wohnraum und eine Ängstlichkeit bei innovativen Konzepten und Ideen prägen den führenden Politikstil der Stadt. Berlin profitiert von der guten wirtschaftlichen Situation in Deutschland. Der Senat verpasst jedoch die Chancen durch Reformen die Potenziale einer wachsenden Stadt zu nutzen.

Infrastruktur

Die Verbesserung der Berliner Infrastruktur ist eine der Grundvoraussetzungen, um die Aufgaben einer Metropole zu meistern. Daher muss der Ausbau der A100 mindestens bis zur Frankfurter Allee vorangetrieben werden und ebenso eine Schließung des Autobahnrings angestrebt werden. Zusätzlich sprechen sich die Jungen Liberalen Berlin für die Offenhaltung des Flughafen Tegels aus.

Berlin hinkt beim Ausbau der Glasfasernetze hinterher. Für die Jungen Liberalen Berlin ist es eine Selbstverständlichkeit, dass in ganz Berlin mindestens eine Übertragungsgeschwindigkeit von 100 MBit/s zur Verfügung stehen sollte. Um dieses Ziel möglichst schnell zu erreichen, fordern die Jungen Liberalen Berlin die Förderung des privaten Ausbaus durch hilfreiche Rahmenbedingungen sowie Förderprogramme für geringer besiedelte Teile Berlins.

Gleichzeitig muss eine kostenlose WLAN Infrastruktur in öffentlichen Gebäuden und Plätzen sowie im Berliner Nahverkehrsnetz geschaffen werden. Dabei muss sich Berlin intensiv darum bemühen, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen entsprechend angepasst werden und auch die Möglichkeit eines privaten Betreibers berücksichtigen.

Industrie

Nach einem tiefgreifenden Strukturwandel in den 90er Jahren bergen Berlins klassische Industrien mit über 100.000 Beschäftigten und einer Bruttowertschöpfung von 9,6 Milliarden Euro im Jahr 2014 wieder großes Potenzial für die Berliner Wirtschaft.

Um dieses Potential zu nutzen und zu fördern, müssen die Berliner Betriebe vermehrt die Chancen der Digitalisierung nutzen und ihre Herausforderungen meistern können, so dass auch die klassische Industrie von einer starken IT-Landschaft und Hochschulen mit stärkerem technischen und naturwissenschaftlichen Fokus profitieren. Dafür müssen die entsprechenden Rahmenbedingungen gesetzt werden.

Ferner müssen der Berliner Industrie Flächen zur Ansiedlung und Expansion zur Verfügung stehen. Der Senat sollte landeseigene Grundstücke und Brachflächen in den Randbezirken zum Verkauf freigeben und ggf. umwidmen.

Auch die Berliner Industrieunternehmen leiden unter dem Fachkräftemangel. Hierbei muss Berlin seine Wirtschaft unterstützen und Werbekampagnen, die profilierte, arbeitswillige junge Menschen für die Hauptstadt begeistern sollen, vor allem auf digitaler Ebene ausweiten.

Förderung der Immobilienwirtschaft

Nur eine starke und intakte Immobilienwirtschaft kann neuen Wohn- und Gewerberaum entstehen lassen und Berlin als Wohnort für Fachkräfte und Studenten bzw. als Standort für Unternehmen attraktiv machen.

Daher sollte die Immobilienwirtschaft vom Senat auch als Chancenträger begriffen werden. Unverhältnismäßige Eingriffe in den Markt, wie etwa das Umwandlungsverbot im Rahmen des Milieuschutzes, sollten zurückgenommen werden. Die Politik muss sich der Veränderungen in Berlin annehmen und dadurch Möglichkeiten für Mieter, Vermieter und Bauherren eröffnen.

Dafür muss die Traufhöhe von 22 Metern abgeschafft und die Genehmigungspraxis für den Dachausbau vereinfacht werden. Gleichzeitig sollten sich die Bezirke auf designierte Bereiche einigen, in denen die Entwicklung von Hochhäusern forciert werden kann. Außerdem sollte der Senat Teile der landeseigenen Grundstücke verkaufen und für private Investoren öffnen, um die Immobilienwirtschaft in Berlin auch für externe Investoren attraktiver zu machen.

Privatisierung und Kommunalisierung

Viele Berliner Großunternehmen sind Staatsbetriebe, obwohl Private ihre Aufgaben mit größerer Effizienz und Wirtschaftlichkeit erledigen könnten. Diese Unternehmen sorgen vielfach für hohe Staatsausgaben, welche ihre Profitabilität zusätzlich mindert. Die Jungen Liberalen Berlin fordern daher die Privatisierung des Regelkrankenhausbetriebs von Vivantes und der Berliner Großmarkt GmbH, da es nicht notwendig für die Daseinsvorsorge ist, diese in Landeseigentum zu behalten.

Insbesondere in den folgenden Bereichen sehen wir erheblichen Privatisierungsbedarf:

1. Damit sich die Fehler und Mängel beim Bau des BER nicht auch bei dessen Betrieb wiederholen, fordern die Jungen Liberalen Berlin den Verkauf der Berliner Anteile an der Flughafengesellschaft und langfristig eine Vollprivatisierung der Betreibergesellschaft des BER. Dadurch kann der Betrieb effizienter und kostengünstiger für die Fluggäste gestaltet werden, sowie eine höhere Qualität erreicht werden.

2. Das Berliner S-Bahnnetz ist geprägt durch Verspätungen und Zugausfälle, welche nicht vom Senat behoben wurden. Die S-Bahn ist nicht im Stande ein Nahverkehrsangebot zu schaffen, welches in Berlin benötigt wird. Daher fordern die Jungen Liberalen Berlin die Privatisierung der S-Bahn Berlin GmbH und eine Umstrukturierung des Nahverkehrs, Ziel liberaler Nahverkehrspolitik ist die Schaffung eines funktionierenden Wettbewerbs. In Zukunft müssen die Züge vom Land Berlin angeschafft und Transportunternehmen, die per Ausschreibung ausgewählt werden, als Betreiber zur Verfügung gestellt werden. Der Betreiber übernimmt zudem die Wartung der Züge, während die Stadt die Einnahmen aus den Ticketverkäufen erhält.

Bei allen weiteren Landesunternehmen soll geprüft werden, inwiefern eine (Teil-)Privatisierung die Effizienz oder Wirtschaftlichkeit erhöhen kann. Zudem lehnen die Jungen Liberalen Berlin die Vollkommunalisierung der Berliner Wasserwerke und eine bevorzugte Vergabe des Berliner Strom- und Gasnetzes an ein öffentliches Unternehmen ab.

Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosenquote in Berlin ist so niedrig, wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Allein in den letzten 2 1/2 Jahren wurden 120.000 neue Arbeitsplätze vermittelt. Dieser allgemeine Aufschwung trifft jedoch vor allem Menschen, die aus anderen Bundesländern nach Berlin ziehen. Etwa 190.000 Berlinerinnen und Berliner haben keine Arbeit. Dieser allgemeine Aufschwung trifft jedoch vor allem Menschen, die aus anderen Bundesländern nach Berlin ziehen. Über die Hälfte aller Hartz-IV-Empfänger der Stadt leben schon seit mehr als vier Jahren von staatlicher Unterstützung. Um auch Langzeitarbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren, müssen Ansätze entwickelt werden, die weitergehen, als Weiterbildungen in Branchen in denen ein kurzfristiger Bedarf besteht. Vielmehr ist es notwendig, Angebote zu schaffen, die eine hohe, selbstbestimmte Beteiligung der Hilfsempfänger an der Jobvermittlung ermöglichen und Langzeitarbeitslose individuell fördern. Auf Basis von bestehenden Interessen und Berufserfahrung sollten bereits erlernte Fähigkeiten weiterentwickelt werden, um Chancen für ein selbsterfülltes Leben zu schaffen.

Sozialausgaben machen im Berliner Haushalt einen der größten Ausgabenpunkte aus, trotzdem zählen vor allem Kinderarmut, Armut und Langzeitarbeitslosigkeit zu den größten Problemen der Stadt. Bei diesen Problemen werden jedoch kaum Fortschritte gemacht. Daher müssen künftig alle Sozialausgaben bzw. –projekte regelmäßig auf ihre Effizienz und Wirksamkeit überprüft werden.

Priorität muss es sein, die Jugendarbeitslosigkeit zu verringern. In allen Bezirken müssen Jugendberufsagenturen geschaffen werden, die Hilfe bei der Stellensuche, Bewerbungstrainings und die Förderung von individuellem Potenzial anbieten. Insbesondere muss bereits in der Schulzeit eine Beziehung zwischen Jugendlichen und der Arbeitswelt geschaffen werden, um die Interessen der Jugendlichen bei der Berufswahl besser zu treffen. Ebenso müssen Berufsschulen genutzt werden, um ein spezielles Ausbildungsangebot zu entwickeln, welches innerhalb von einem bis zwei Jahren Kompetenzen an Jugendliche vermittelt und sie dadurch auf den Arbeitsmarkt vorbereitet.

Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt

Als Junge Liberale sehen wir angesichts der Flüchtlinge, die derzeit in großer Zahl zu uns kommen, nicht nur Probleme, sondern auch Chancen. Für uns ist Integrationspolitik ein Investment in die Menschen, das Beste aus ihren Fähigkeiten zu machen.

Asylbewerber sollen künftig, ohne eine Wartezeit absitzen zu müssen oder eine Erlaubnis einzuholen, arbeiten dürfen und Zugang zu Integrationskursen erhalten. Eine Vorrangprüfung muss abgeschafft werden. Zudem muss der Senat darauf hinwirken, dass bürokratische Hürden bei der Anerkennung von ausländischen Berufs- und Studienabschlüssen abgebaut werden.

Arbeitsvermittlungsagenturen müssen schon bei der Registrierung ersten Kontakt aufnehmen und dadurch frühzeitig Berufe zwischen Flüchtlingen und Arbeitgebern vermitteln.

Es gilt eine besondere Rechtsstellung für Flüchtlinge in Ausbildung zu schaffen, die es ihnen ermöglicht ihre Ausbildung zu beenden und anschließend in ihrem Beruf zu arbeiten, ohne dass sie von einer Abschiebung bedroht sind.

Investitionen und Steuern

Für uns Liberale ist eine ausgewogene Steuerpolitik eine der wichtigsten Stellschrauben, die der Politik zur Verfügung stehen, um die Wirtschaft zu stärken, Arbeitsplätze zu schaffen und den Lebensstandard zu erhöhen. Deshalb fordern die Jungen Liberalen Berlin:

1. Die Senkung des Gewerbesteuerhebesatzes. Die in der Folge steigende Attraktivität und das frei werdende Investitionskapital können der Stadt helfen, die Konkurrenz im Umland auszustechen.

2. Die Senkung der Grunderwerbsteuer und des Grundsteuerhebesatzes. Der bundesweit zweithöchste Grunderwerbsteuersatz von 6,0% und ein überdurchschnittlicher Grundsteuerhebesatz von 810% beschränken den Neubau von Wohnungen. Die Abschaffung der aus fiskalischer Sicht völlig unbedeutenden Zweitwohnungsteuer.

3. Zusätzlich müssen alle Haushaltspositionen in ihrer funktionalen Notwendigkeit für die Stadt hinterfragt werden. Erfahrungen aus der Privatwirtschaft zeigen, dass die dadurch erzielten Kosteneinsparungen das Berliner Ausgabenproblem lösen könnten.

Berlin war in den letzten Jahren durch hohe Schulden- und Zinslasten dazu gezwungen die Investitionsquote zu verringern. Allein beim Erhalt und Ausbau des U- und Straßenbahnnetzes besteht ein Investitionsbedarf von über zwei Milliarden Euro.

Durch den wirtschaftlichen Aufschwung der letzten Jahre und niedrige Zinsen haben sich im Haushalt Überschüsse ergeben, die vor allem in die Schuldentilgung gesteckt wurden. Die Jungen Liberalen sehen jedoch die Notwendigkeit die Investitionsquote sukzessive zu erhöhen, dabei jedoch den Abbau von Schulden nicht aus den Augen zu verlieren. Berlin muss es gelingen ein gesundes Mittelmaß zwischen Investitionen und Sparen zu finden, damit die Entwicklungen und Probleme der Stadt nicht aus haushälterischen Gründen vernachlässigt werden.

Start-Ups

Berlin muss seine Position als Hauptstadt für Gründer stärken. Innovative Ideen und neue Geschäftsfelder müssen eine Chance zur Entwicklung erhalten und dürfen nicht in Bürokratie erstickt werden. Das Gründen von Unternehmen muss einfacher und effizienter werden, daher fordern wir ein bürokratiefreies Halbjahr nach der Unternehmensgründung (ausgenommen ist die Gewerbeanmeldung). Besonders Start-Ups sind in ihrer Gründungsphase darauf angewiesen unbelastet von Bürokratie, sowie den damit verbundenen Kosten, zu arbeiten.

Berlin muss zudem die Förderung von Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik intensivieren. Die „TU Berlin“ und der „Campus Adlershof“ müssen zu führenden internationalen Zentren im Bereich der MINT-Fächer werden. Hierfür müssen unter anderem die notwendigen Fördermittel bereitgestellt werden. Kooperationen und die Nutzung bestehender Forschungsinfrastruktur muss auch kleineren Unternehmen ermöglicht werden. Eine starke naturwissenschaftliche Förderung ermöglicht die Entwicklung einer technologisch fortschrittlichen Gründerszene, die Berlin langfristig als ein etabliertes Wirtschaftszentrum entwickelt. Ebenso muss das Thema Gründung stärker in den universitären Alltag eingebunden werden, etwa durch interdisziplinäre Vorlesungen.

Um jungen Menschen mehr Unabhängigkeit bei der Gründung zu ermöglichen, fordern die Jungen Liberalen Berlin den Berliner Senat auf, ein Gründerstipendium zu initiieren, das zu gleichen Teilen aus privaten und öffentlichen Mitteln finanziert wird. Dieses sollte Berliner Unternehmensgründungen fördern und auch Nicht-Akademikern zugänglich sein.

Vor allem die Berliner Bildungspolitik sollte sich hieran orientieren und die optimalsten bildungspolitischen Reformen schaffen, um Schülerinnen und Schülern auch während der Schulzeit den Zugang zu jungunternehmerischen Handlungsmöglichkeiten zu geben.

Dies wäre durch Kooperationen der einzelnen Schulträger gegeben, indem der Berliner Senat sowohl eine Institution als Anlaufstelle für jungunternehmerisches Engagement den Schülern bereit stellt, als auch private Verbände tiefer greifend in die Rahmenlehrpläne der Berliner Schulen integriert. Bereits eine Start Up-Kultur in den Schulen kann den nachhaltigen Erfolg unserer liberalen Hauptstadtwirtschaft sichern.

In Berlin muss eine Kultur der zweiten Chance entstehen. Scheitern Unternehmer sollten ihr Mut und ihre Innovation respektiert und ihr Misserfolg nicht nachträglich bestraft werden, denn Risikobereitschaft und Selbstverwirklichung sind Stillstand und Ängstlichkeit stets vorzuziehen. Berlin sollte sich dafür einsetzen, dass die Verbraucherinsolvenz in Deutschland reformiert wird. Die Befriedigungsquote muss verringert und verkürzt werden (25% binnen zwei Jahren), um eine zweite Chance zu ermöglichen, ohne die Interessen der Gläubiger außer Acht zu lassen.

Wir unterstützen das Engagement von Venture-Capital-Gebern und Business Angels in Berlin und setzen uns dafür ein, dass Hemmnisse, wie etwa die Besteuerung von Venture-Capital, abgeschafft werden.

Sharing Economy

Immer mehr Menschen nehmen Angebote der Sharing Economy wahr. Anstatt Chancen für Wachstum zu ermöglichen und Menschen zu schützen, protegiert der Gesetzgeber jedoch nur veraltete Geschäftsmodelle und bietet kaum Raum für neue Ideen. Notwendig ist es, dass für neue Technologien, Plattformen oder Geschäftsfelder rechtliche Rahmenbedingungen gefunden werden, die die technologische Realität anerkennen und letztlich erlauben.

Dazu zählt unter anderem die Abschaffung des Zweckentfremdungsverbots. Die Regelung betrifft nur etwa 4.000 von 1,9 Millionen Wohnungen in Berlin, hat keinen Mehrwert für die Lösung der Wohnungsknappheit in Berlin und verhindert innovative Zwischennutzungen.

Gleichzeitig lehnen wir eine übermäßige Förderung von Sharing Angeboten ab. Spezielle Parkplätze für Carsharing-Fahrzeuge sind Formen der Unterstützung, die den Wettbewerb verzerren. Die Angebote der Sharing Economy dürfen keinen Vorteil von staatlicher Seite gegenüber den klassischen Angeboten erhalten, da sonst die angestrebten Innovationen auf der Strecke bleiben und die Konkurrenz unverhältnismäßig gestärkt wird. Die Liberalen setzen sich jedoch dafür ein, dass ein Rechtsrahmen für den Bau von Car-Sharing Parkstationen verabschiedet wird, damit die Car-Sharing Betreiber Parkräume selber entwickeln können.

Grundsätzlich muss Berlin Möglichkeiten schaffen, um innovative Ansätze in der Wirtschaft voranzubringen und zu unterstützen. Gelegenheitsanbieter müssen einen einfachen Zugang zum Markt erhalten und sollten nicht die gleichen Anforderungen erfüllen müssen wie gewerbsmäßige Anbieter.

Kreativwirtschaft

Die Kreativ- und Kulturwirtschaft hat mit mehr als 200.000 Beschäftigten, eine hohe Bedeutung für Berlin. Durch eine dynamische Kulturszene, viele Hochschulen, hohe Internationalität und verhältnismäßig günstige Mieten, ist die Kreativwirtschaft eine von Berlins größten Stärken und muss dementsprechend gefördert werden.

Bei der Arbeit des Risikofonds zur Finanzierung der Kreativwirtschaft muss vermehrt darauf geachtet werden, dass die Zinssätze in einem angemessenen Rahmen bleiben, um weiterhin zur Förderung beizutragen.

Um geeignete Flächen bereit zu stellen, fordern die Jungen Liberalen Berlin die Bezirke auf, Konzepte zur Zwischennutzung von leerstehenden Mieträumen zu entwickeln. Zudem sollte die Möglichkeit sogenannte Kreativzentren auszuweisen, bei denen mindestens 50 Prozent der Gewerbefläche an Unternehmer der Kultur- und Kreativwirtschaft vermietet werden, entwickelt werden.

Tourismus

Berlin ist eine Touristenstadt. Tourismus bringt nicht nur internationales Flair in unsere Stadt, sondern schafft auch Arbeitsplätze. Mehr als 26 Millionen Übernachtungen beschäftigen gut 280.000 Berliner. Berlin gehört zu den drei beliebtesten Städten Europas und hat den Anspruch, sich zur Weltmetropole zu entwickeln.

Eine Stadt wie Berlin kann seine Attraktivität nur ausschöpfen, wenn Touristen mannigfaltige Möglichkeiten geboten werden. Wir sprechen uns für eine Reform des Ladenöffnungsgesetzes aus, dass die Geschäftsöffnung an jedem Sonntag im Jahr möglich macht.

Zudem fordern die Jungen Liberalen Berlin, dass Museen, die der politischen und historischen Bildung dienen, Berlinern und Touristen freien Eintritt für ihre ständigen Ausstellungen gewähren. Ebenso wie in London oder Washington D.C. müssen kulturelle Einrichtungen kostenfrei sein, um Touristen einen Einblick in die Geschichte Deutschlands zu geben und die Attraktivität der Stadt zu erhöhen. Um die wegfallenden Einnahmen zu kompensieren, sollte ein „Pay What You Want“-System eingeführt werden.

Tourismusförderung muss immer organisch gewachsene Strukturen in den Bezirken berücksichtigen. Für Kiezbewohner sind ihre Quartiere beispielsweise gerade deshalb interessant, weil sie sich zu Kiezen entwickelt haben. Liberale Tourismusförderung schont diese Strukturen und ersetzt sie nicht durch immer gleiche Einkaufsstraßen ohne Nutzen für die Anwohner. Daher sollte künftig stadtplanerisch darauf hingewirkt werden, dass sich die Berliner Tourismuszentren ihren Bedürfnissen und Eigenheiten nach entwickeln. Vor allem in der City-West, Mitte und Friedrichshain sollte darauf geachtet werden, dass die Stadtentwicklung den Tourismus und die Anwohner im Auge behält.

Die Messe- und Kongresswirtschaft ist für den Berliner Tourismus ein elementarer Bestandteil. Als Hauptstadt und Heimat vieler Verbände hat Berlin ein Alleinstellungsmerkmal, das zu einem großen Besucherandrang führt. Der Ausbau der Messehallen rund um den Funkturm ist notwendig, um den jahrelangen Wegfall des ICC zu kompensieren und die Kapazitäten langfristig zu sichern. Kurz- bis mittelfristig muss der Senat ein Nutzungskonzept für das ehemalige Flughafengebäude in Tempelhof erarbeiten, welches das Gebäude zum Teil als Messehalle vorsieht.

KEINE BEVORMUNDUNG DURCH ROTE AMPELN

Die Jungen Liberalen Berlin fordern, dass rote Ampeln von Fußgängern überquert werden dürfen, ohne dass ein Bußgeld verhängt werden kann, sofern hierdruch keine Verkehrsteilnehmer behindert werden.

LASSET DEN BULLEN FLIEGEN

Die Jungen Liberalen sprechen sich klar gegen ein Verkaufsverbot von Energiedrinks an Jugendliche unter 18 Jahre aus und fordern, dass dieser Punkt auch nicht in die geplante Novellierung des Jugendschutzgesetzes aufgenommen wird.

Bargeld heißt Freiheit

Die Jungen Liberalen Berlin sprechen sich klar gegen die Pläne der Bundesregierung aus, den Barzahlungsverkehr auf höchstens 5000 € zu begrenzen.

Vererbung von Internet-Accounts nur nach Willenserklärung

Nach einem Urteil des Landgerichts Berlin vom 17.12.2015 sind Internet-Accounts und die über diese Accounts zugänglichen Daten grundsätzlich Teil der Erbmasse. Dies gilt nach dem Urteil zumindest für Minderjährige, dürfte aber analog auch für Volljährige Erblasser so gesehen werden. Im konkreten Fall musste Facebook die Zugangsdaten an die Eltern des Verstorbenen herausgeben.

Die JuLis Berlin fordern, dass Erbberechtigten grundsätzlich nur dann Zugang zu den Online-Accounts von Erblassern gewährt werden darf, wenn eine entsprechende Willenserklärung der Verstorbenen vorliegt. Diese könnte über eine Checkbox in den Einstellungen der Seite, eine entsprechende Erklärung im Testament oder eine schriftliche Willenserklärung (analog zur Patientenverfügung) erfolgen. Bei einer Vererbung sind Privatsphäre und Daten Dritter weiterhin zu schützen.

Soweit keine erkennbare explizite oder implizite Willenserklärung vorliegt, ist davon auszugehen, dass der Erblasser keine Herausgabe von Zugangsdaten an die Erbberechtigten wünscht und die Konten und Daten, die sich in seinem Besitz befanden sind zu löschen.