Keine automatische Vorfahrt für Leitanträge auf Bundeskongressen

Die Jungen Liberalen Berlin fordern eine Änderung der Geschäftsordnung des Bundeskongresses dahingehend, Anträge des Bundesvorstands regulär in die Beschlussfassung zur Beratungsreihenfolge (Alex-Müller-Verfahren) einzubeziehen.

Die Jungen Liberalen Berlin fordern daher eine Ersetzung von § 7 Abs. 1 der Geschäftsordnung durch „Aus den fristgerecht eingereichten und den als dringlich angenommenen Anträgen, einschließlich der Anträge des Bundesvorstands und erweiterten Bundesvorstands, wird die Reihenfolge der zu beratenden Anträge nach der Feststellung der Tagesordnung oder sonst vor Eintritt in den Tagesordnungspunkt Anträge beschlossen. Die Behandlung von Sachanträgen im Rahmen eines separaten Tagesordnungspunktes ist unzulässig.“

“Damit Merkel Kanzlerin bleibt?” – Kein JuLi-Wahlkampf für Leihstimmenkampagne

Im Bundestagswahlkampf 1994 plakatierte die FDP: „FDP wählen – Damit Kohl Kanzler bleibt“. In jedem Wahlkampf, in den wir als Regierungspartei starten, müssen wir uns erneut vor Augen halten: Dieser würdelose Moment der Selbstaufgabe politischen Gestaltungsspielraums darf sich niemals wiederholen.

Deshalb fordern die JuLis Berlin:

  • In den Gremien der FDP werden sich JuLi-Funktionsträger konsequent gegen eine an CDU-Wähler gerichtete Zweitstimmenkampagne aussprechen.
  • Kandidaten der FDP, die mit derartigen Argumenten um Stimmen werben, erhalten keine Unterstützung des Wahlkampfs offizieller JuLi-Gremien.
  • Der Wahlkampf der JuLis wird sich im Zweifel unabhängig von einer etwaigen Leihstimmenkampagne der FDP auf den programmatischen Unterschied konzentrieren, den Liberale im Bundestag machen. Ist dies aufgrund zu starker Konzentration auf das Funktionsargument der FDP in der öffentlichen Wahrnehmung unmöglich, werden sich die Aktivitäten des Verbandes auf eigene Interessen wie Mitgliederwerbung und Nutzen der starken Politisierung der Bevölkerung für inhaltliche Debatten konzentrieren.

Junge Liberale sind keine Steigbügelhalter für einen Vizekanzlerwahlverein. Die Selbstaufgabe der FDP darf sich nicht wiederholen. In diesem Zusammenhang sprechen sich die Jungen Liberalen Berlin auch gegen eine Koalitionsaussage der FDP zugunsten einer anderen Partei aus.

Wir sind die Freiheit in “Beinfreiheit”.

Die Jungen Liberalen Berlin fordern die FDP dazu auf, Offenheit bezüglich möglicher Koalitionsbildungen nach der Bundestagswahl 2013 zu bewahren. Ziel der FDP sollte es sein, ergebnisorientiert liberale Themen umzusetzen. Für diese auf Inhalte ausgerichtete Arbeit benötigt die FDP zwingend Koalitionspartner, die nicht nach den Linien ideologisch-populistischer politischer Grabenkämpfe ausgewählt sind, sondern die in ihren Wahlprogrammen Schnittpunkte mit liberalen Themen aufweisen. Sich hier zu diesem Zeitpunkt schon auf eine Koalition mit CDU/CSU festzulegen, zeugt von mangelnder Kompetenz und vermittelt nicht das (notwendige) Bild einer selbstständigen und unabhängigen Partei. Mehr Pragmatismus und Ergebnisorientierung statt Populismus und festgefahrener ideologischer Linien entsprechen dem usprünglichen Wesen des Liberalismus und fördern die Bildung neuer Optionsräume für die FDP. Eine Offenheit in Koalitionsfragen besitzt somit das Potenzial, liberale Politik wieder salonfähig zu machen.

Mehr Demokratie in der FDP wagen!

Die Jungen Liberalen Berlin fordern kurzfristig die basisdemokratischen Elemente in der FDP zu stärken. Mit dem Mitgliederentscheid verfügt die FDP bereits über ein wichtiges Instrument der Mitgliedereinbindung. Nicht nur durch neue digitale Möglichkeiten können Mitglieder künftig besser und einfacher in die Entscheidungsverfahren der Partei eingebunden werden. Gleichzeitig können die Entscheidungen durch digitale Verfahren effektiver und professioneller gefasst werden.

Generell fordern die Julis Berlin daher:

  • Die Durchführung einer Urwahl zur Bestimmung des Spitzenkandidaten zu Bundes- und Landtagswahlen.
  • In Berlin sollen die Kandidaten für die Abgeordnetenhauswahl in Rahmen einer Landesliste gewählt werden, um die Auswahl an die Vertretungsebene zu koppeln.
  • Über die Auswahl der möglichen Kabinettsmitglieder, die von dem Regierungschef dem Bundespräsidenten vorgeschlagen werden, wird ein Meinungsbild in der gesamten Partei erhoben.
  • Auf allen Parteitagen soll das Alex-Müller-Verfahren bereits eine Woche vor dem Parteitag durchgeführt werden, bei dem alle Parteimitglieder die Möglichkeit haben, an der Antragsreihung mitzuwirken.
  • Die bundes- und landesweite Erprobung von online-basierten Entscheidungsverfahren. Längerfristig können Entscheidungen, die im Rahmen eines solchen Verfahrens, bei positiver Erprobung gefasst werden, Parteitagen zur umgekehrten Beschlussfassung vorgelegt werden. Dabei kann der Parteitag einen Beschluss aus dem online-basierten Entscheidungsverfahren mit einfacher Mehrheit widerrufen.

Konkret für die Wahl des europäischen Parlaments fordern die Julis Berlin die Aufstellung mitgliedsstaatsübergreifender Listen, die basisnahe Entwicklung eines europäischen Wahlprogrammes sowie die Durchführung von mitgliedsstaatlicher Vorwahlen (Primaries) zur Auswahl eines europäischen Spitzenkandidaten.

Der Ausbau der verbindlichen Basisbeteiligung geht mit den technischen Möglichkeiten von Online-Abstimmungen und deren Gesetzmäßigkeiten einher.

Martin Lindner soll sich für Legalisierung weicher Drogen im FDP-Wahlprogramm einsetzen

Die Jungen Liberalen Berlin begrüßen den unverkrampften Umgang mit Cannabis, den Martin Lindner bei seinem jüngsten Fernsehauftritt bewiesen hat.

Wir erinnern daran, dass die Jungen Liberalen Berlin seit Langem eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes fordern. Wir wollen nicht, dass Cannabis-Konsumenten dazu gezwungen, zum Erwerb kriminelle Milieus aufzusuchen. Insbesondere zum Schutze von Heranwachsenden ist es sinnvoll, Cannabis kontrolliert und geprüft freizugeben. Der Markt von harten und weichen Drogen muss getrennt werden!

Darüber hinaus kann durch eine kontrollierte Freigabe von Cannabis die Polizei ihre Ressourcen zur Bekämpfung der wirklich gefährlichen, harten Drogen nutzen.

Martin Linder hat bereits in früheren Interviews klargestellt, dass seine Positionen unserer Beschlusslage ähnelt. Es gilt nun, diese in der Bundespartei durchzusetzen.

Wir fordern Martin Lindner und die FDP-Berlin dazu auf, einen entsprechenden Antrag beim FDP-Bundesparteitag im Mai 2013 einzureichen.

Nichtsatzungsänderungspflichtige Reformen im Landesverband Berlin der FDP

Die Jungen Liberalen Berlin setzen sich nach der desaströsen Wahlniederlage der AGH-Wahl 2011 für folgende nicht satzungsänderungspflichtige Reformen im Landesverband der Berliner FDP ein:

  • Jeder Posten im Landesvorstand wird mit einem bestimmten Fachbereich verbunden. Die Bewerber bewerben sich explizit für einen Posten MIT Fachbereich (z.B. Bewerbung für Beisitzerposten mit Fachbereich Wirtschaft).
  • Der gewählte Bewerber ist bis zur nächsten Vorstandswahl bzw. zu seinem vorzeitigen Rücktritt offizieller Sprecher der APO-FDP in Berlin für sein Fachgebiet.
  • Jedes Vorstandsmitglied hat zu jedem Landesparteitag einen Rechenschaftsbericht anzufertigen, zu dem er auf dem LPT auf Nachfrage der Delegierten auch Stellung nehmen muss.
  • Die Mitglieder des Landesvorstandes haben in dem für ihren Fachbereich zuständigen Landesfachausschuss Anwesenheits- und Mitwirkungspflicht (z.B. Beisitzer mit Fachbereich Wirtschaft im LFA Wirtschaft, Arbeit und Finanzen).
  • Die außerparlamentarische Politik der FDP Berlin wird nicht hinter verschlossenen Türen im Landesvorstand geplant und besprochen, sondern mitgliedereinbindend in den LFAs. Offizielle Stellungnahmen der FDP Berlin haben vorher im zuständigen LFA (falls es schnell gehen muss, nur unter Einbeziehung des LFA-Vorstandes) beschlossen zu werden.

Keine Stimme der Neuen Rechten

Die Jungen Liberalen Berlin fordern die Amts- und Funktionsträger der FDP auf, für Anfragen der Zeitung „Junge Freiheit“ und vergleichbarer Medien nicht zur Verfügung zu stehen.

Im Gegensatz zur „Tageszeitung“ hat die „Junge Freiheit“ eine eindeutige Tendenz, das demokratische Spektrum nach rechts hin zu verlassen. In der Vergangenheit haben Politiker dieses Blatt gezielt genutzt, um rechtslastige und populistische Meinungen zu verbreiten.

Die Jungen Liberalen lehnen es ab, dass Vertreter der FDP diese Stoßrichtung unterstützen, und ihre Äußerungen zu falschen Zielen missbraucht werden bzw. zu einem verstärkten Ansehen dieses Blattes beitragen. Wir wollen nicht, dass sich Vertreter der Freiheit in einer Zeitung äußern, die unter dem Deckmantel der „Jungen Freiheit“ Sprachrohr der sog. „neuen Rechten“ ist.

JuLi-Kandidaten vom LaKo bestimmen lassen

Der Landeskongress der Jungen Liberalen Berlin fordert, die offiziellen Kandidaten der Jungen Liberalen Berlin für folgende Positionen in Zukunft per geheimer Wahl auf dem Landeskongress zu bestimmen:

  • Kandidat für einen Posten im Landesvorstand der FDP-Berlin
  • Kandidat für die Landesliste zur Bundestagswahl
  • Kandidat für die Landesliste (sofern sie auf Landesebene beschlossen wird) der Abgeordnetenhauswahl
  • Kandidat für den Bundesvorstand der Jungen Liberalen

Für eine erfolgreiche Berliner FDP!

Bestandsaufnahme

Die Berliner FDP steht am 18. September 2011 vor der Herausforderung, erneut den Sprung ins Abgeordnetenhaus zu schaffen. Angesichts der bisherigen Wahlprognosen ist ernstlich zu befürchten, dass der Wiedereinzug für die FDP Berlin eine Zitterpartie wird. Hierfür trägt nicht nur die Bundespartei einen erheblichen Teil der Verantwortung, ebenso ist auch die Berliner FDP selbst in gehörigem Maße in die Pflicht zu nehmen:

Insbesondere angesichts des uns bevorstehenden, schwierigen Wahlkampfes muss sich die FDP Berlin daher fragen lassen, in welchem Maße ihre inneren Strukturen dazu beitragen, als Partei erfolgreich nach außen zu treten. Für uns Junge Liberale steht hierbei fest, dass der Erfolg einer Partei in entscheidendem Maße von einer offenen Diskussionskultur, attraktiven Mitmachmöglichkeiten und transparenten Strukturen abhängt.

Die Jungen Liberalen sehen in der aktuell bedenklichen Situation der FDP Berlin folgende Ursachen und Herausforderungen:

  • Die FDP ist eine in West-Berlin verwurzelte Partei geblieben, ihr gelang es bisher nicht, sich erfolgreich und mit festen Strukturen in den Ostbezirken der Stadt zu etablieren. Bis heute ist die FDP dort lediglich marginal vertreten und hätte sowohl 2001 als auch 2006 den Einzug ins Parlament verpasst. Ebenso hat die FDP in den meisten Ostbezirken keinen Fraktionsstatus in den BVVen. Zwei Berliner Wahlkreise (Lichtenberg und Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost) sind auch bundesweit die mit Abstand schwächsten Wahlkreise der FDP bei den Bundestagswahlen 2005 und 2009 gewesen.
  • Die FDP muss attraktiver für Neumitglieder werden. Bisher gelingt ihr dies nicht in ausreichendem Maße. Statt mit oben genannter offener Diskussionskultur, attraktiven Mitmachmöglichkeiten und transparenten Strukturen aufzuwarten, bietet sich dem Neumitglied eine vom Kiezproporz geprägte Struktur die zudem wenig basisdemokratisch ausgestaltet ist und vor Mitarbeit eher abschreckt als zu ihr einlädt.
  • Die Spitzenpositionen in den BVVen, dem AGH und dem Bundestag sind fast ausschließlich mit langjährigen Parteifunktionären besetzt. Es ist leider kaum zu bestreiten, dass die FDP Berlin über kein überparteilich oder gar im Volke bekanntes Gesicht verfügt.
  • Die FDP muss für Frauen attraktiver werden. Jede Wahlanalyse bestätigt ein erhebliches Defizit bei weiblichen Wählern in allen Altersgruppen. Trotzdem dieses ernste Problem seit langem bekannt ist, sind die Parteistrukturen durchgehend männlich dominiert. In zwölf Bezirksverbänden gibt es gerade einmal eine Bezirksvorsitzende. Im 15-köpfigen Landesvorstand sitzt gerade eine einzige Frau und die ursprünglich 13-, jetzt nur noch 11-köpfige Abgeordnetenhausfraktion hat gerade einmal zwei weibliche Mitglieder, von denen nicht eine im Fraktionsvorstand vertreten ist.
  • Teilweise wird die FDP nachwievor von den Nachwehen der Flügelkämpfe der 90er, in denen verschiedene Flügel der Partei versuchten, sich gegenseitig durch die sogenannte „Lastwagendemokratie“ (also den gezielten Eintritt von zahlreichen Mitgliedern in bestimmten Untergliederungen) zu übernehmen, geprägt. In diesen Bezirksverbänden versucht man die Aufnahme von neuen Mitgliedern, z.B. durch fortgesetztes Ignorieren, zu verhindern und generiert im Bedarfsfall Mitgliederzuwächse aus dem eigenen Umfeld, um bestehende Mehrheitsverhältnisse und die sie tragenden Mehrheiten nicht zu gefährden.

Wir Junge Liberale Berlin begnügen uns nicht mit der phlegmatischen Antwort, dass Politik so nun mal sei und vergleichbare Strukturen in allen Parteien und Landesverbänden mehr oder weniger bestehen. Wir Jungen Liberalen erwarten von der nachwievor einzig liberalen Partei im Land, dass sie die ihr zugrundeliegenden Ideale lebt und in einer vielseitigen wie jungen Stadt Berlin modern und weltoffen auftritt. Es bedarf vielmehr offener und ehrlicher innerparteilicher Debatten und Kontroversen, um den Liberalismus als solchen für Berlin wieder fruchtbar zu machen und die Berliner FDP konkret voranzubringen.

Hierfür werden wir Jungen Liberalen Berlin uns insbesondere vor und ebenso nach dem 18. September 2011, unabhängig vom Wahlergebnis, einsetzen und rufen alle Liberalen in der FDP auf, uns bei unseren Forderungen zu unterstützen.

Diese verstehen wir als aufrichtiges Gesprächsangebot an die Berliner FDP, die wir bei ihrem, wie wir finden, erforderlichen Erneuerungsprozess ernsthaft, konstruktiv und mit dem gebotenen politischen Druck, den Veränderung notwendigerweise benötigt, begleiten wollen. Die Erfahrungen aus unserem Verband dienen uns hierbei als Hilfe und Richtschnur zugleich.

Forderungen

Die FDP Berlin muss angesichts der genannten Herausforderungen bereit sein, Strukturveränderungen einzuleiten. Wenngleich dem letztlich auch personelle Konsequenzen folgen dürften, darf dies kein Motiv sein, sich diesen notwendigen Erneuerungen zu verschließen. Wir Liberale wissen und haben erst kürzlich neuerlich erfahren, dass jedweder Fortschritt die Umgestaltung gegebener Strukturen bedingt.

Die FDP Berlin muss sich unserer Ansicht nach zuvörderst um die Demokratisierung ihrer Binnenstrukturen bemühen: Basisdemokratie darf kein Feindbild mehr innerhalb der FDP sein, sondern muss vielmehr als eine Chance zur permanenten Selbsterneuerung und -überprüfung begriffen werden. Nur Entscheidungen, die von dem breitestmöglichen Gremium in einem offenen und für alle einsehbaren Verfahren beschlossen werden, fördern breite Akzeptanz und generieren die Unterstützung der gesamten Partei. Wir halten es daher für unerlässlich, insbesondere den einfachen Mitgliedern die politische Willensbildung über Basis- bzw. Mitgliederversammlungen statt wie bisher über Delegiertengremien ermöglichen.

Um die FDP Berlin darin zu unterstützen, sich aus ihrer bedenklichen Lage zu befreien, schlagen wir Jungen Liberalen Berlin in 10 Punkten die folgenden strukturellen Veränderungen vor:

  • Verkleinerung des Landesparteitages

Statt wie bisher 350 Delegierte, soll sich der Landesparteitag zukünftig nur noch aus 200-250 in den Ortsverbänden gewählten Delegierten zusammensetzen. Diese Verkleinerung macht es möglich, in erheblichem Maße Kosten zu sparen und erlaubt es, zumindest zweimal im Jahr zu tagen.

  • Mitgliederrechte auf dem Landesparteitag

Anders als bisher soll zukünftig jedes Parteimitglied Rederecht auf dem Landesparteitag erhalten – unabhängig von der Frage, ob es Delegierter ist oder nicht. Auch soll zukünftig jeder Einzeldelegierte Antragsrecht haben (bisher nur mindestens 5% der Gesamtdelegierten = mindestens 18 Delegierte auf Landesparteitagen oder 5 Delegierte im Landesausschuss).

  • Abschaffung des Landesausschusses

Dieses sich aus 84 von den Bezirksausschüssen gewählten Delegierten zusammensetzende Gremium stellt einen etwa viermal jährlich tagenden „kleinen Landesparteitag“ dar. Aufgrund des Wahlverfahrens finden sich hier häufig alle Funktionsträger, kaum aber Basismitglieder, als Delegierte wieder. Der Tagungsrhythmus – meist werktags ab 19:30 Uhr mit zahlreichen Berichten – lässt umfassende inhaltliche Arbeit kaum zu. Wir fordern deshalb die Abschaffung des Landesausschusses zugunsten eines zweiten, oder ggf. auch dritten Landesparteitags im Jahr.

  • Abschaffung der Bezirksausschüsse

Statt dieser Delegiertengremien (in Lichtenberg aus 15, in großen Bezirken aus 45 Delegierten bestehend) soll zukünftig ein Bezirksparteitag, in dem jedes Mitglied des Bezirksverbandes stimmberechtigt ist, die wesentliche politische Willensbildung innerhalb des Bezirksverbandes, die Aufstellung der Wahllisten zu den BVVen und die Wahl des Bezirksvorstandes vornehmen.

  • Verbindlichkeit der Landesliste

Zu zukünftigen Wahlen zum Abgeordnetenhaus von Berlin werden die MdA ausschließlich über eine Landesliste aufgestellt, schließlich sind die MdA der FDP Abgeordnete Berlins und nicht nur ihres Bezirksverbands. So lässt sich zudem eine ausgewogene Gesamtliste für das Abgeordnetenhaus und ebenso die für die Spitzenkandidaten benötigte Prominenz erzielen. Die Delegierten zur entsprechenden Landeswahlversammlung sollen gemäß den Vorgaben des Landeswahlgesetzes (wie auch schon nach dem Bundeswahlgesetz bei der Landeslistenerstellung praktiziert) durch eine Bezirksmitgliederversammlung basisdemokratisch gewählt werden.

  • Zuschnitt der Ortsverbände

Anders als bisher sollen sich die Ortsverbände zwingend an dem Zuschnitt der jeweiligen Wahlkreise in ihrem Bezirk orientieren. Somit werden willkürliche und politisch begründete Zuschnitte verhindert. Sofern ein Ortsverband aus weniger als 20 Mitgliedern bestehen sollte, soll weiterhin die Möglichkeit bestehen, ihn mit einem angrenzenden Ortsverband zusammen zu legen.

  • Verbindlichkeit des Domizilprinzips / Neuregelung der LPT-Delegiertenberechnung

Wir wünschen uns eine konsequente Einhaltung des Domizilprinzips („Man ist dort Mitglied, wo man wohnt.“), denn nur damit kann eine gefährliche Verzerrung in der innerparteilichen Repräsentation vermieden werden. Wir stellen jedoch fest, dass viele Berliner ihren Lebensmittelpunkt außerhalb des Orts- und Bezirksverbandes indem ihr Wohnsitz liegt haben. Mit besonderer schriftlicher Begründung soll weiterhin der Orts- und Bezirksverband gewechselt werden dürfen. Um sicher zu stellen, dass beispielsweise vor Wahlen keine auffälligen Mitgliederverschiebungen und Aufnahmeprozesse stattfinden, ist ein gesondertes Gremium auf dem Landesparteitag zu wählen, dessen Aufgabe die Mitgliederbetreuung und auch die Überwachung der Aufnahme- und Umtrittsprozesse ist. Bei Auffälligkeiten soll es die Möglichkeit bekommen, den Aufnahme- bzw. Umtrittsprozess einzufrieren und dem Landesvorstand einen Vorschlag zum weiteren Verfahren zu unterbreiten.

In diesem Zusammenhang lässt sich ebenfalls das nur im Landesverband Berlin praktizierte Delegiertenberechnungsverfahren anhand von Mitgliedsmonaten unter Berücksichtigung selbst ausgeschiedener Mitglieder zugunsten einer einfacheren (und in anderen Landesverbänden üblichen) Stichtagsregelung abschaffen.

  • Erweiterter Landesvorstand

In der Satzung ist ein erweiterter Landesvorstand (Landesvorstand zuzüglich jeweils eines Bezirksvertreters) mit regelmäßigem Tagungsrhythmus zur besseren Verknüpfung von Landespartei und Bezirksverbänden aufzunehmen.

  • Grundsatz der offenen Debatte

Auf Bezirks- und Landesparteitagen sollen die Delegierten – ausgenommen ist der Leitantrag des Bezirks- oder des Landesvorstandes – zukünftig selbst über die Beratungsreihenfolge der eingereichten Anträge nach dem Prinzip des bereits bei den Jungen Liberalen praktizierten und bewährten „Alex-Müller-Verfahrens“(das heißt schlichtweg Alex-Müller-Verfahren und nicht anders!) entscheiden. Debatten über Änderungsanträge sind ebenfalls grundsätzlich offen zu führen – lediglich auf Antrag aus dem Gremium soll die Beschränkung der Debatte auf Rede und Gegenrede möglich sein.

  • Geheime und freie Wahlen

Zur Gewährleistung der Geheimhaltung und der Freiheit der Wahlentscheidung sind auf Wahlversammlungen und Parteitagen mit Vorstandswahlen zukünftig Wahlkabinen aufzustellen und durch die Zählkommission sicherzustellen, dass diese Wahlkabinen auch benutzt werden. Das bisherige Ausfüllen von Stimmzetteln am Sitzplatz bietet zu viele Missbrauchsmöglichkeiten, z.B. durch selbstauferlegtes offenes Ausfüllen zum „Beweis“ einer Loyalität.

Sämtliche vorgenannten Punkte erfordern eine Satzungsänderung. Da Satzungsdebatten meist langatmig und ermüdend sind und die bisherige Landessatzung derart viele Regelungswidersprüche und –Alternativen vorsieht, rufen wir den Landesvorstand der Berliner FDP dazu auf, nach den Wahlen im Herbst eine Kommission einzuberufen, die innerhalb eines Jahres einem gesondert hierfür einzuberufenden Landesparteitag eine komplett neue Satzungsfassung unter Berücksichtigung der vorgenannten Punkte vorzulegen hat.

Alex-Müller-Verfahren auf FDP-Bundes- und Landesebene

(Wortlaut: Anträge sind in der Reihenfolge ihres Einganges in die Tagesordnung aufzunehmen.) „(1) Sofern der Landesparteitag nichts anderes beschließt, wird von den Delegierten in schriftlicher Abstimmung festgelegt, in welcher Reihenfolge die fristgerecht eingebrachten Anträge und Dringlichkeitsanträge, die nach der Geschäftsordnung zur Beratung angenommen wurden und rechtzeitig vor der Abstimmung vorliegen, auf dem Parteitag zu beraten sind. Der Landesvorstand hat das Recht, höchstens einen Antrag als sogenannten Leitantrag einzureichen, der von dieser Regelung ausgenommen ist.

Die Änderung treten zum nächstmöglichen Zeitpunkt in Kraft.

Darüber hinaus fordern die JuLis Berlin die FDP Berlin folgende Änderungen im Antragsverfahren beim Bundesparteitag zu unterstützen.

Ändere §11 (4) der Geschäftsordnung zur Bundessatzung der Freien Demokratischen Partei (Wortlaut:„Der Bundesvorstand hat das Recht, Sachanträge ohne die Fristen des Abs. (2) schriftlich einzureichen.“) um in: „Der Bundesvorstand hat das Recht, Sachanträge ohne die Fristen des Abs. (2) schriftlich einzureichen.“

Ändere § 14 (1) der Geschäftsordnung zur Bundessatzung der Freien Demokratischen Partei (Wortlaut: „(1) Anträge werden in der Reihenfolge ihres Einganges behandelt, sofern das Organ nichts anderes beschließt.“) um in: „(1) Sofern der Bundesparteitag nichts anderes beschließt, wird von den Delegierten in schriftlicher Abstimmung festgelegt, in welcher Reihenfolge die fristgerecht eingebrachten Anträge und Dringlichkeitsanträge, die nach § 11 (7) der Geschäftsordnung vom Bundesparteitag zur Beratung angenommen wurden und rechtzeitig vor der Abstimmung vorliegen, auf dem Parteitag zu beraten sind. Für den Leitantrag gelten die Fristen nach § 11 (2). Untergliederungen und den weiteren Organen steht es frei, in ihren Satzungen und Geschäftsordnungen andere Verfahren zur Bestimmung der Antragsreihenfolge zu treffen. Ist dazu keine Regelung getroffen, werden Anträge in der Reihenfolge ihres Eingangs behandelt, sofern das Organ nichts anderes beschließt.“

Die Änderungen treten zum nächstmöglichen Zeitpunkt in Kraft.